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Johannes-Stelling-Preis in Schwerin verliehen

In Schwerin ist Dienstagabend zum 20. Mal der Johannes-Stelling-Preis verliehen worden. Zur Veranstaltung eingeladen hatte die SPD-Landtagsfraktion. Der mit 3.000 Euro dotierte Hauptpreis ging an Silvio Witt, den früheren Bürgermeister Neubrandenburgs. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) würdigte Witt als „Stimme für Toleranz und Vielfalt“. Witt hatte sich öffentlich gegen die Entscheidung des Stadtrats eingesetzt, die Regenbogenflagge am Bahnhof zu verbieten.

Drei Ehrenpreise à 500 Euro gingen zudem an den Stadtschülerrat Schwerin für einen Bildungsprotest, den Internationalen Fußball-Club Rostock sowie an Pastor i.R. Eckart Hübener und Bernd Kleist für ihr Engagement in der Erinnerungskultur.

In seiner Festrede stellte Publizist Michel Friedman die Frage in den Raum, ob Deutschland auch in vier bis acht Jahren noch eine Demokratie sei. Die AfD nannte er eine „Partei des Hasses“, die viele Menschen als „Niemand“ betrachte. Er appellierte: Alle Demokraten müssten dafür kämpfen, dass jeder Mensch ein „Jemand“ bleibe. Die Preisträger seien dafür Vorbilder.

Die SPD-Fraktion hatte Friedman als Reaktion auf dessen Ausladung in Klütz (Nordwestmecklenburg) eingeladen. Im Literaturhaus „Uwe Johnson“ hätte er eine Lesung im Rahmen der Hannah-Arendt-Woche halten sollen.

Die Kontroverse um Friedmans Ausladung begann Mitte September. Oliver Hintz, Leiter des Literaturhauses, sagte Friedman ab und erklärte, von Bürgermeister Jürgen Mevius (UWG) unter Druck gesetzt worden zu sein. Mevius widersprach: Finanzielle Gründe seien ausschlaggebend gewesen, nicht etwa die Sorge vor rechten oder pro palästinensischen Protesten.

Am 26. September kündigte Mevius seinen Rücktritt an. Drei Tage später veranstaltete PEN-Berlin eine Kundgebung in Klütz mit Friedman, Journalist Deniz Yücel, Autorin Thea Dorn und Hintz. Hunderte Menschen kamen, doch die genauen Gründe für die Absage blieben weiter unklar.

Am 21. Oktober teilte die Stadt mit, Hintz sei wegen eines zerrütteten Vertrauensverhältnisses freigestellt worden. Am Montag wurde über seine Entlassung abgestimmt – das Ergebnis steht noch aus. Bereits 2021 hatte Hintz in Altenholz (Schleswig-Holstein) wissenschaftliche Arbeiten von Studierenden als eigene ausgegeben und daraufhin seinen Dozentenposten verloren.