JERUSALEM – Am 13. September 1993 schüttelten sich Jitzhak Rabin und Jassir Arafat in Washington die Hände. Mit der Unterzeichnung des ersten Oslo-Abkommens war der Friedensprozess zwischen Israel und Palästina auf einem Höhepunkt. Doch den tiefen Argwohn im eigenen Land konnte Israels Ministerpräsident mit seiner historischen Geste nicht überwinden. Immer schärfer wurde der Gegenwind aus den eigenen Reihen – bis zu jenem Abend des 4. November 1995, als der 25-jährige jüdische Student Jigal Amir den Nobelpreisträger erschoss. Mit Rabin starb auch der Friedensprozess.
„Der Weg des Friedens ist dem Weg des Krieges vorzuziehen. Ich sage euch das als jemand, der 27 Jahre lang ein Mann des Militärs war“, sagte Rabin in seiner letzten Rede bei einer Großdemonstration für den Frieden in Tel Aviv. Dabei war er kein Träumer. Nur wenige Minuten vor den tödlichen Schüssen sprach er von den blutigen Gefahren des Friedensprozesses. Und tatsächlich: Der General, der militärisch nicht zu schlagen war, starb an der innenpolitischen Front.
Statt der in Oslo anvisierten Zwei-Staaten-Lösung binnen fünf Jahren folgten die Zweite Intifada, die Blockade des Gazastreifens und drei Ga-zakriege. Oslo ist inzwischen auch offiziell gescheitert: Bei der UNO-Vollversammlung im September kündigte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas das Abkommen auf. Die bislang letzte Runde der Friedensgespräche brach Israel nach neun ergebnislosen Monaten im April 2014 ab – als Sanktion gegen die inzwischen ebenfalls gescheiterte innerpalästinensische Einigung zwischen Fatah und Hamas.
Statt zu verhandeln, schaffen beide Seiten einseitig Fakten: Israel mit den Siedlungsbau, die Palästinenser bei ihrem Versuch, internationale Anerkennung der Eigenstaatlichkeit zu erlangen. Die jüngsten Unruhen und Gewaltakte im Nahen Osten haben nun neuerlich ein lähmendes Klima der Angst geschaffen, das eine Verständigung noch unwahrscheinlicher macht. KNA
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