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Jean-Paul-Preis an Christine Wunnicke für ihr Lebenswerk

Den Tukan-, den Münchner Literatur- und den Wilhelm-Raabe-Literatur-Preis nennt die Autorin Christine Wunnicke bereits ihr Eigen. Nun kommt ihrer Sammlung noch der Jean-Paul-Preis des Freistaats Bayern dazu.

 Die Schriftstellerin Christine Wunnicke (58) erhält den Jean-Paul-Preis 2025. Das gab Kunstminister Markus Blume (CSU) am Freitag in München bekannt. Die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung des Freistaats Bayern wird seit 1983 alle zwei Jahre vergeben und ehrt ein literarisches Gesamtwerk. Die Verleihung findet am 11. Juli in Bayreuth statt. Zu den bisherigen Preisträgern zählen Friedrich Dürrenmatt, Botho Strauß, Brigitte Kronauer, Alexander Kluge und Petra Morsbach.

“Christine Wunnicke ist keine Stimme unter vielen – sie ist eine Stimme für sich”, würdigte Blume das Schaffen der Preisträgerin. Ihre Werke seien präzise, pointiert, so raffiniert wie elegant, ihr Ton lakonisch – und im besten Sinne unverwechselbar. Brillant verbänden ihre Romane historische Tiefe mit literarischer Leichtigkeit – und schafften daraus ein ganz eigenes Erzählen. Mit dem Miniaturroman habe die Ausnahmeschriftstellerin ein eigenes Format entwickelt, in dem sie oft entlegene historische Stoffe verarbeite. Ihre Werke seien kurz in der Form, “aber groß in der Wirkung”, lobte der Minister.

Wunnicke lebt in ihrem Geburtsort München. Sie schreibt Hörspiele, biografische Literatur und Romane. 2002 erhielt sie für ihre Biografie des Kastratensängers Filippo Balatri “Die Nachtigall des Zaren” (2001) den Bayerischen Kunstförderpreis. Für den Roman “Serenity” (2008) wurde sie mit dem Tukan-Preis geehrt, für “Die Dame mit der bemalten Hand” (2020) den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis.

Wunnicke sei eine Ausnahmegestalt in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, so die Jury. Ihre Kunst der historischen Momentaufnahme, die sie zum kultur- und gesellschaftsgeschichtlichen Bild aufspanne, bestehe in einer ebenso eleganten wie klaren Textökonomie: Ihre Erzählungen seien stets in eine Spannung aus Verknappung und verblüffendem Detail gesetzt. Ganz im Sinne des Dichters Jean Pauls (1763-1825) gehe dieser Preis an die Autorin eines eigenständigen, widerspenstigen und phantastisch-fabulösen Werkes.