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Japanischer Film gewinnt Hauptpreis beim DOK.fest München

Menschen lösen sich gleichsam in Luft auf und verschwinden. “Johatsu” nennt man sie in Japan, “die Verdunsteten”. Sie sind die Protagonisten der Hauptgewinner beim größten deutschen Festival des Dokumentarfilms.

 Der Hauptpreis des internationalen Dokumentarfilmfests in München geht nach Japan. Den mit 10.000 Euro dotierten “Viktor Main Competition” gewann Andreas Hartmann und Arata Mori für “Johatsu – Into thin Air / Die sich in Luft auflösen”. Die Filmemacher erzählen darin von Menschen, die mit Hilfe sogenannter Nachtfluchtunternehmen” spurlos verschwinden. In Japan tun das laut Mitteilung des DOK.fests vom Wochenende jedes Jahr mehr als tausend Menschen.

“Den Filmemachern ist es gelungen, sehr komplexe Geschichten von Einsamkeit, Verzweiflung und Scham miteinander zu verweben – ohne dabei zu urteilen”, so die Jury. Warum lassen die als “Johatsu”, “die Verdunsteten” bezeichneten Menschen ihr bisheriges Leben hinter sich? Genannt werden verschiedene Gründe: eine problematische Beziehung, ein Schuldenberg oder auch Drohungen der Mafia. Es gibt spezielle Unternehmen am Rande der Legalität, die ihnen diskret dabei helfen, an einem anderen Ort eine neue Existenz aufzubauen.

Wie eine streng religiöse Erziehung formt

Den Wettbewerb “DOK.deutsch” entschied die österreichische Produktion “Zwischen uns Gott”. Die aus Schwaben stammende Wiener Regisseurin Rebecca Hirneise kehrte für ihren Debütfilm in ihre protestantisch geprägte Familie zurück. Dort wurde bisher immer gebetet, aber nie darüber gesprochen. Hirneise ergründet, wie diese religiöse Erziehung die Familienmitglieder ganz unterschiedlich geformt hat. Sie begegnet Verletzungen, Verständnislosigkeit, Wunderglauben und Atheismus.

Der Film zeichnet sich nach dem Urteil der Jury durch einen tiefen Respekt gegenüber den Protagonisten aus. Mitunter falle das Zuschauen und Zuhören schwer, wenn die Meinungen auseinandergingen, Aussagen schmerzten und ins Fundamentale kippten. “Es ist im besten Sinne irritierend, formuliert die Regie doch den Versuch, verstehen zu wollen – ohne die eigene Position aufzugeben oder sie wertend bzw. richtend über die andere zu stellen.”

Das DOK.fest München endete am Sonntag nach zwölf Tagen. Das größte deutsche Dokumentarfestival präsentierte in Kinos, Sonderspielstätten und im Internet 109 Beiträge aus 51 Ländern. Vergeben wurden 16 Preise.