In Deutschland haben sich im Jahr 2021 deutlich mehr Menschen einsam gefühlt als noch 2017. Der Anteil sei um fast 150 Prozent gestiegen, ergab eine Analyse des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Während 2017 noch rund acht Prozent angaben, sich einsam zu fühlen, sei der Wert im Pandemie-Jahr 2021 auf rund 20 Prozent gewachsen. Das Institut hat Daten des Sozio-Oekonomischen Panels ausgewertet. Die Zahlen zur Entwicklung des Einsamkeitsempfindens basieren demnach auf Angaben von 13.484 befragten Deutschen.
Je nach Geschlecht und Familienstand unterschied sich das Einsamkeitsempfinden: So stieg es unter Frauen den Angaben zufolge um rund zwölf Prozentpunkte von knapp 15 Prozent im Jahr 2017 auf 27 Prozent im Jahr 2021. Unter Männern wurde hingegen ein geringeres Plus um rund acht Prozentpunkte verzeichnet (2017: zehn Prozent, 2021: 18 Prozent).
Corona: Wer sich am einsamsten fühlte
Am einsamsten fühlten sich laut Analyse in beiden Jahren verwitwete Frauen. Der Anstieg war mit knapp zwölf Prozentpunkten (2017: knapp 15 Prozent, 2021: 27 Prozent) besonders groß. Doch auch unter Menschen in Partnerschaften sei das Einsamkeitsempfinden deutlich gestiegen, sogar stärker als unter Singles. Im Jahr 2017 fühlten sich den Angaben zufolge knapp sechs Prozent der Menschen in Paarbeziehungen einsam. 2021 waren es knapp 20 Prozent und damit mehr als dreimal so viele. Bei ledigen und geschiedenen Befragten betrug der Anstieg jeweils zehn Prozentpunkten: bei Singles stieg der Wert von rund neun auf 18 Prozent, bei Geschiedenen von 13 auf 23 Prozent.
Die Gründe für den starken Anstieg der gefühlten Einsamkeit bei Menschen in Partnerschaften seien nicht abschließend geklärt, schreiben die Studienautorinnen. Hier sei weitere Forschung nötig. Das Gefühl von Einsamkeit sei sehr subjektiv. So beeinflussten etwa Persönlichkeitsmerkmale und Zugehörigkeitsgefühle das Vorkommen und Ausmaß erlebter Einsamkeit. Einsamkeit definieren die Autorinnen als die wahrgenommene Diskrepanz zwischen gewünschten und tatsächlichen sozialen Beziehungen.