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Islamistische Gewalt gegen Frauenfußball in Bangladesch

Sechs Monate nach dem Sturz von Premierministerin Sheikh Hasina durch einen Volksaufstand erlebt Bangladesch eine Wiedererstarken islamistischer Gruppen. Auch der Fußball rollt ins Bild.

Die Übergangsregierung im islamisch geprägten Bangladesch ist besorgt über Teilnahmeverbote für Frauen an Freizeit- und Sportveranstaltungen. “Die Übergangsregierung wird streng gegen jeden Versuch vorgehen, bestimmte Gruppe von Bürgern zu diskriminieren oder zu unterdrücken”, hieß es (Donnerstag) auf der Website der Regierung.

Man verurteile insbesondere Aktionen von Hooligans, die Fußballspiele von Mädchen gewaltsam gestört hätten. “Frauen sind gleichberechtigte Bürger Bangladeschs und genießen die gleichen Menschen- und Bürgerrechte wie Männer.” Der Chef der Übergangsregierung, Friedensnobelpreisträger Mohammed Yunus, habe sich sein Leben lang für die Rechte der Frauen eingesetzt, hieß es weiter. Die von dem Pionier der Kleinkredite gegründete Grameen Bank sei zu mehr als 90 Prozent im Besitz von Frauen.

Am Mittwoch waren Frauenfußballspiele abgesagt worden, nachdem bei Protesten von Studenten einer traditionellen Islamschule der Veranstaltungsort verwüstet wurde. Es war der zweite Vorfall dieser Art binnen weniger Tage. Am Dienstag wurden beim Zusammenstoß von Islamisten und den Veranstaltern eines Frauenfußballturniers mindestens zehn Menschen verletzt.

In der vergangenen Woche hatte Regierungschef Yunus Fifa-Chef Gianni Infantino am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos um Unterstützung beim Aufbau von Infrastruktur und Einrichtungen für Fußball in Bangladesch gebeten, heißt es in der Mitteilung der Regierung.

In Davos war Yunus auch mit Bundeskanzler Olaf Scholz zusammengetroffen. Deutschland begrüße den demokratischen Wandel in Bangladesch und stehe “bereit, das Land dabei zu unterstützen”, sagte ein Sprecher der Bundesregierung in dieser Woche der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

In den ersten chaotischen Wochen nach dem Sturz von Premierministerin Sheikh Hasina Anfang August hatte es zahlreiche Angriffe auf die religiösen Minderheiten der Hindus und Christen gegeben. Diese Übergriffe seien aber gestoppt worden, sagte der Erzbischof von Dhaka und Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bejoy N. D’Cruze, der KNA. “Die Regierung ist in dieser Angelegenheit streng, und Polizei und Armee bieten bei Bedarf Schutz”, betonte D’Cruze.

Immer häufiger werden jedoch Sufi-Schreine angegriffen. Nach Angaben der Global Sufi Organization wurden in den sechs Monaten seit dem Sturz von Hasina mehr als 80 Sufi-Schreine von islamischen Hardlinern verwüstet. Sufismus bezeichnet die muslimische Mystik, die von Fundamentalisten des sunnitischen Islam strikt abgelehnt wird.