Die Bundesstiftung Aufarbeitung hat Videointerviews mit 40 ehemaligen DDR-Volkskammerabgeordneten veröffentlicht. Anlass ist die erste und einzige freie Volkskammerwahl in der DDR vor 35 Jahren, am 18. März 1990. Die Zeitzeugenberichte böten einen einzigartigen Einblick in die turbulenten Monate zwischen März und Oktober 1990, in denen die Volkskammer zentrale Weichen für die deutsche Einheit stellte, teilte die Bundesstiftung am Donnerstag in Berlin mit.
Unter den Interviewten sind unter anderem die damalige Volkskammerpräsidentin Sabine Bergmann-Pohl (CDU) und die späteren Stasi-Unterlagenbeauftragten Joachim Gauck und Marianne Birthler, die SPD-Abgeordneten Richard Schröder, Stephan Hilsberg und Thomas Krüger, der Natur- und Umweltschutz-Aktivist Ernst Paul Dörfler, PDS-Chef Gregor Gysi und der Filmregisseur Konrad Weiß (Bündnis 90/Grüne).
„Die Erinnerungen der Zeitzeugen lassen ein zentrales Kapitel deutscher Demokratiegeschichte lebendig werden – mit all seinen Herausforderungen, Hoffnungen und Kontroversen“, sagte die Direktorin der Bundesstiftung, Anna Kaminsky. Die deutsche Einheit sei nicht einfach vollzogen, sondern intensiv verhandelt worden, „mit entscheidender Mitwirkung der letzten Volkskammer“.
Die Volkskammerwahl am 18. März 1990 hatte die von der Ost-CDU geführte „Allianz für Deutschland“ mit mehr als 48 Prozent der Stimmen deutlich gewonnen. Die zuvor hochfavorisierte Ost-SPD kam auf 21,9 Prozent, die SED-Nachfolgerin PDS auf 16,4 Prozent. Das Bündnis 90 der DDR-Bürgerrechtsbewegung erreichte nur 2,9 Prozent.