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Internationale Ministrantenwallfahrt zieht Zehntausende an

Die Liedbücher und Pilgerschals sind verschickt: Am kommenden Montag reisen 50.000 junge Katholikinnen und Katholiken aus 20 Ländern nach Rom. Erstmals seit 2018. Allein aus Deutschland kommen 36.000 Kinder und Jugendliche.

Feiern mit 50.000 Jugendlichen aus 20 Ländern, Pizza e Pasta in der Ewigen Stadt, Audienz beim Papst: Die Internationale Ministrantenwallfahrt ist ein Großevent, auf das Tausende junge Menschen in ganz Deutschland hinfiebern. “Bei der Wallfahrt können die Jugendlichen spüren, dass sie in ihrem Engagement für die Kirche Teil einer großen weltumspannenden Gemeinschaft sind”, sagt Tobias Knell, Generalsekretär des Internationalen Ministrantenbundes. Ein Massenevent also als Kontrastprogramm zu den in Deutschland vielerorts kleiner werdenden Kirchengemeinden?

Zur Wallfahrt vom 29. Juli bis 3. August reisen allein aus Deutschland gut 36.000 Messdiener und Messdienerinnen vor allem per Bus an. Das Durchschnittsalter dürfte bei 15 bis 16 Jahren liegen, manche Gruppen nehmen auch schon Zwölfjährige mit. Deutschland stellt traditionell die größte Gruppe bei dem Ministrantentreffen, das es schon seit den 60er Jahren gibt.

Zum Erfolgsrezept gehört, dass neben Gottesdiensten, Konzerten und der großen Papstaudienz auf dem Petersplatz auch Zeit für individuelle touristische Entdeckungen in Rom bleibt.

Erstmals organisieren die deutschen Bistümer ein eigenes Pilgerzentrum wenige Gehminuten vom Petersplatz – gut klimatisiert, um der zu erwartenden Sommerhitze zu entkommen. Große Wasserflasche, Kappe und Sonnencreme gehören zur Standard-Messdienerausstattung für die Wallfahrt. Aus den Diözesen kommen eigene Sanitäter für die Gesundheitsbetreuung mit, zum Beispiel von den Maltesern.

Sportlich lässt es zur Wallfahrt eine Gruppe aus dem westfälischen Dülmen angehen. Statt nur in Rom zu bleiben, wird ihre Fahrt zur Sport- und Kulturreise nach Tirol, dann nach Rom und wieder zurück in die Alpen. “Der Hintergrund ist, Zeit miteinander zu verbringen. Nicht nur die Zeit in Rom, sondern an einem Ort, an dem man sportlich aktiv sein und in Ruhe religiöse Impulse geben kann”, erklärt Pfarrer Ferdinand Hempelmann. Das sei bei einer Bergwanderung besonders gut möglich.

Finanziell unterstützt wird die Ministrantenwallfahrt durch die deutschen Bistümer. Keine leichte Aufgabe, da Hotel- und Fahrtkosten zuletzt deutlich gestiegen sind. Zumeist bleiben Beiträge von rund 600 Euro pro Teilnehmer. Viele Gruppen organisieren aber Spendenaktionen und Sponsorenevents, damit jeder sich die Romfahrt leisten kann.

Dass die Ministrantinnen und Ministranten aus dem oberbayerischen Pfarrverband Taufkirchen nur jeweils 250 Euro zahlen, haben sie neben den Bistumszuschüssen vor allem Pater Paul Krutschek zu verdanken. Der Pfarrer hatte Anfang des Jahres einen Minijob als Taxifahrer angenommen, um mit diesem Verdienst die Jugendlichen zu unterstützen. Es soll ein Dankeschön dafür sein, dass sie auch in der Corona-Zeit durchgehalten haben. Seither ist der Priester immer montags von 13.30 bis 20 Uhr im Einsatz gewesen, um beispielsweise Patienten zur Dialyse zu bringen, wie er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte. Nun fährt seine Gruppe nach Rom – mit dem Bus, nicht mit dem Taxi.

Dort werden sie und die rund 50.000 anderen jungen Gäste dann am 30. Juli von Papst Franziskus empfangen. Für die Audienz auf dem Petersplatz unterbricht der 87-Jährige sogar seine Sommerpause: jene fünf heißen Sommerwochen bis Anfang August, in denen er etwas kürzer tritt.

Erfahrungsgemäß wirkt der Kontakt zu jungen Menschen für den Papst wie ein Energieschub. Auf seine Einladung waren Ende Mai Tausende zum erstmals organisierten Vatikanischen Weltkindertag gekommen. Franziskus hatte sichtlich Freude am Dialog mit den jungen Gästen.

Und sogar in Rom gilt inzwischen, was in Deutschland schon seit Jahrzehnten gang und gäbe ist: Mädchen dürfen Dienst am Altar tun. Warum das lange Zeit undenkbar war, illustriert das italienische Wort für Messdiener: Sie heißen “chierichetti”, was soviel bedeutet wie “kleine Kleriker”. Damit schien der erhoffte Werdegang vieler Ministranten sprachlich vorgezeichnet: Vom Helfer-Dienst am Altar über das Priesterseminar hinein in den Klerikerstand. Tempi passati, auch im Vatikan. Inzwischen sieht man mitunter auch im Zentrum der katholischen Christenheit weibliche “chierichette” am Altar.