OFFENBACH – Die diesjährige Interkulturelle Woche der Kirchen ist am Montagabend in Offenbach eröffnet worden. Im ökumenischen Gottesdienst zum Auftakt kritisierte der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung, dass der gegenwärtige Wahlkampf von Äußerungen zur Abwehr von Fremden geprägt sei. Jesu Botschaft vom Reich Gottes sei eine Warnung vor „falschen Götzen“, zu denen auch die eigene Nation werden könne, sagte der evangelische Theologe. Die Interkulturelle Woche 2017 steht unter dem Motto „Vielfalt verbindet“ und bietet mehr als 5000 Veranstaltungen an 500 Orten.
Jesu Botschaft fordere dazu auf, über sich selbst hinauszublicken, sagte Kirchenpräsident Jung – „sich nicht nur als Mitglied einer Familie zu begreifen, sondern als Mitglied der Familie Gottes“. Das bedeute, sich besonders derer anzunehmen, die Hilfe brauchen. „Nicht die Vielfalt der Menschen ist ein Problem, sondern die Einfalt“, sagte Jung. Es sei Einfalt, ausschließlich die eigenen Interessen zum Maßstab zu machen. In Vielfalt miteinander zu leben müsse jedoch geübt und gelernt werden – darum gehe es in der Interkulturellen Woche.
In einer gemeinsamen Erklärung zur Interkulturellen Woche 2017 schreiben die Spitzenvertreter der drei Konfessionen in Deutschland: „Politik, die Fremdenfeindlichkeit schürt, von Angst gegen Überfremdung lebt, einseitig nationale Interessen betont, ein nationalistisches Kulturverständnis pflegt und Grundfreiheiten infrage stellt, ist mit einer christlichen Haltung nicht vereinbar.“
Die Interkulturelle Woche ist eine bundesweite Initiative der Evangelischen Kirche in Deutschland, der katholischen Deutschen Bischofskonferenz mit Sitz in Bonn und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie. Sie findet seit 1975 jährlich Ende September statt und wird von Kommunen, Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften und Initiativgruppen mitgetragen. epd
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