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Innenministerin: Polizei wird Frauen beim Klaasohm-Fest schützen

Nachdem das traditionelle Klaasohm-Fest auf der Nordseeinsel Borkum in der vergangenen Woche für negative Schlagzeilen gesorgt hat, weil dabei Frauen mit einem Kuhhorn geschlagen werden, hat sich nun Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) eingeschaltet. „Brauchtum und Tradition können und dürfen niemals Rechtfertigung für Gewalt an Frauen sein“, sagte sie am Montag in Hannover. Die Berichte über das Fest zeigten, dass längst nicht alle betroffenen Frauen mit diesem gewalttätigen Brauch einverstanden seien und es ihnen dennoch nicht leicht falle, dies auch so zu artikulieren.

Es sei „folgerichtig und überfällig“, dass die Veranstalter angekündigt hätten, diesen Teil des Festes endgültig abzuschaffen, betonte Behrens. Die Polizei werde am Donnerstag deutlich stärker als in den Vorjahren auf der Insel präsent sein „und dafür sorgen, dass alle Besucherinnen und Besucher des Klaasohm-Festes ohne Angst vor gewalttätigen Übergriffen feiern können.“

Bei dem Fest verkleiden sich in der Nacht zum Nikolaustag, also am 5. Dezember, sechs junge Männer von der Insel mit einer großen Maske mit Fell und Federn als „Klaasohm“, auf Hochdeutsch etwa „Onkel Nikolaus“, und dazu einer als mythisches „Wievke“. Zusammen mit ihrem Gefolge ziehen sie lautstark über die Insel. Jungen Frauen wurde in der Vergangenheit auf das Gesäß geschlagen. Mütter mit Kindern auf dem Arm bekommen Lebkuchen geschenkt. Außerdem werden kranke und alte Menschen besucht.

In einer Stellungnahme wies der ausrichtende Verein der „Borkumer Jungens“ auf die fast 200-jährige Tradition des Klassohm-Festes hin. Die Feier sei in erster Linie ein Symbol des Zusammenhalts und ein Fest der Gemeinschaft der Insulanerinnen und Insulaner, betonte sie. Es sei jedoch wichtig anzuerkennen, dass in der Vergangenheit Frauen als Teil des Brauchtums mit einem Kuhhorn geschlagen wurden.

„Wir distanzieren uns ausdrücklich von jeder Form der Gewalt gegen Frauen und entschuldigen uns für die historisch gewachsenen Handlungen vergangener Jahre“, heißt es in der Stellungnahme. Der Verein der Borkumer Jungens sei sich seiner Verantwortung bewusst und werde es zukünftig konsequent verbieten. „Der Verein wird den Brauch des Schlagens vollständig abschaffen. Wir als Gemeinschaft haben uns klar dazu entschieden, diesen Aspekt der Tradition hinter uns zu lassen.“

Historisch sei das Fest mit Bräuchen aus den Zeiten des Walfangs verbunden. Wie viele andere Brauchtümer mit den Eigenarten der eigenen alten Traditionen könnten diese im heutigen Zeitgeist und der Sicht Außenstehender kontrovers wirken, räumte der Verein ein. Anders als viele andere Brauchtumsfeste habe der Klaasohm keinen touristischen Anspruch. Es diene vielmehr dazu, den Abschluss einer langen und anstrengenden Saison zu feiern.