Es ist der Hitlergruß, um den es in diesem kurzen Roman mit dem merkwürdigen Titel geht. Maxim Biller erzählt in „Der falsche Gruß“ eine kompliziert konstruierte Geschichte, in der ein noch nicht arrivierter junger Autor einen arrivierten scharfzüngigen jüdischen Schriftsteller mit dem strafbewehrten deutschen Gruß provoziert. Er will damit seinem Ressentiment endlich Luft verschaffen. Der so Gegrüßte aber bleibt „erstaunlich stumm“.
Diese Provokation ist befördert worden durch den latenten Antisemitismus, der dem Konkurrenzneid des jungen Mannes einen so starken Auftrieb gegeben hat, dass dieser dem erfolgreichen Kollegen unterstellt, der wolle sein erstes Buchprojekt vereiteln. Hinzu kommt eine erotisch aufgeladene Konkurrenz um die attraktive Geliebte des bewunderten wie verhassten Großschriftstellers. Biller entlarvt den Antisemitismus als eine Rechtfertigungsstrategie, sich als Zu-kurz-Gekommener und deswegen zur Gegenwehr Berechtigter fühlen zu dürfen.
Vom Ehrgeiz gequält
Gegen Ende gelingt es dem von seinem Ehrgeiz gequälten jungen Mann, dem berühmten Kollegen ein Fake in dessen Autobiografie nachzuweisen und ihn bloßzustellen. Doch auch danach kann der Arrivierte noch punkten, wenn er wiederum entlarvt, wie der junge Autor mit einer Anleihe aus der großen Literatur seinem Leben Bedeutung geben will.
Biller erzählt aus der Perspektive des jungen Autors und gewinnt so die ironische Distanz, in der sich das Schwarz-Weiß moralischer Aburteilung in die schillernden Farben auflösen kann, in die der Berliner Kulturbetrieb das Leben seiner Haupt- und Nebenakteure taucht.
Maxim Biller: Der falsche Gruß.
Kiepenheuer & Witsch 202, 120 Seiten, 20 Euro.
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