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Immer wieder ermahnt der Vatikan die deutschen Bischöfe

Roms Blick auf die katholische Kirche ist kritisch. Schon mehrfach riefen Briefe aus der Kirchenzentrale die Bischöfe im unruhigen Deutschland zur Ordnung. Ein Überblick – von 1997 bis zum letzten Wochenende.

Seit dem Beginn des Reformprojekts Synodaler Weg häufen sich Ermahnungen aus Rom an die Kirche in Deutschland. Jüngstes Beispiel ist die am Wochenende bekanntgewordene dringende Bitte, bei der aktuellen Bischofsvollversammlung in Augsburg nicht über die Satzung des Synodalen Ausschusses abzustimmen. Aber auch früher schon – vor allem in der Spätphase der Amtszeit von Papst Johannes Paul II. – gab es vatikanische Ordnungsrufe. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) nennt einige markante Beispiele:

Der Vatikan schreibt die fundamentalen Unterschiede zwischen Priestern und Laien fest. Dahinter steht die Sorge, die Grenzen könnten – etwa in Deutschland – durch neue Ämter wie “Pastoralreferenten” verschwimmen. Unter anderem wird das Hinzuziehen von Kommunionhelfern auf Notfälle begrenzt, die Arbeit der pfarrlichen Räte dem Vorsitz des Pfarrers untergeordnet und die Spendung der Krankensalbung den Priestern vorbehalten. Die Instruktion schreibt vor, dass Entscheidungen, die nicht unter dem Vorsitz des Pfarrers gefällt wurden, ungültig sind. Weiter heißt es, dass Laien zwar ausnahmsweise Teile des Predigtdienstes übernehmen, nicht aber die eigentliche Predigt in einer heiligen Messe halten dürfen.

Papst Johannes Paul II. legt den deutschen Bischöfen einen Ausstieg aus dem nach der deutschen Wiedervereinigung verkürzten staatlichen Weg der Schwangerschaftskonfliktberatung nahe. Die Vergabe des Beratungsscheins bedeute eine Mitwirkung an der Abtreibung und verdunkle das Zeugnis der Kirche für den Lebensschutz. Nach langen Debatten und weiteren Briefen aus Rom geben die Bischöfe im November 1999 den Ausstieg aus der staatlichen Schwangerenkonfliktberatung bekannt.

Papst Johannes Paul II. würdigt das Wirken der katholischen Kirche in Deutschland und beklagt zugleich “fehlerhafte Entwicklungen” in der Ökumene, in der Ausbildung von Theologen und in der Zusammenarbeit von Priestern und Laien. Er appelliert an die Bischöfe, die Einheit der Kirche in Deutschland mit Papst und Weltkirche zu wahren. Konkret kritisiert er zum Beispiel “Verwirrung und Missbräuche” durch die “nicht selten praktizierte Interkommunion”.

Der Vatikan erteilt der Ausweitung der Mitwirkung von Laien in Pfarrgemeinden abermals eine Absage. In einer Instruktion der Kleruskongregation heißt es, Laien dürften nur in bestimmten Notlagen und vorübergehend mit einigen seelsorgerischen Aufgaben betraut werden. Dadurch dürften aber die wesensmäßigen Unterschiede zwischen Priestern und Laien nicht verwischt werden.

In einem Brief der Glaubenskongregation heißt es, Papst Franziskus halte das Dokument der deutschen Bischöfe zur Kommunion für evangelische Ehepartner für nicht veröffentlichungsreif. Die Bischofskonferenz hatte sich zuvor mit Dreiviertel-Mehrheit auf eine Handreichung geeinigt, wonach evangelische Ehepartner im Einzelfall die Kommunion empfangen können. Sieben Bischöfe baten daraufhin den Vatikan um Klarstellung, ob eine solche Regelung von einer einzelnen Bischofskonferenz beschlossen werden kann. Die Deutsche Bischofskonferenz veröffentlichte die Handreichung dennoch – als Text ohne Autor und Absender.

Nach der Ankündigung des Reformprojekts “Synodaler Weg” wendet sich erstmals in der jüngeren Geschichte ein Papst in einem Brief direkt an das “pilgernde Volk Gottes in Deutschland”. In dem 19-seitigen Papier lobt Franziskus das Engagement und die Reformanstrengungen der deutschen Katholiken. Zugleich mahnt er die Einheit mit der Weltkirche an. Leitkriterium der Erneuerung müsse die Evangelisierung sein.

Die vatikanische Bischofskongregation kritisiert schriftlich die Themen und die geplanten Beschlussfassungs-Modalitäten für den Reformdialog Synodaler Weg, die zu wenig das verbindliche Hirtenamt der Bischöfe berücksichtige. Der Päpstliche Rat für Gesetzestexte stellt die Frage, inwiefern der Synodale Weg überhaupt verbindliche Beschlüsse fällen kann.

Eine Instruktion setzt klare Grenzen für die Zusammenlegung von Pfarreien und für die Beteiligung von Nicht-Priestern an deren Leitung. Laien können demnach zwar mitwirken an der Gemeindeleitung, doch tatsächlich leiten, verwalten, moderieren und koordinieren dürfen nur Priester. Auch verbietet der Vatikan Nicht-Priestern, in Messfeiern zu predigen. Die Vorgaben der Kleruskongregation benennen zudem klar, dass Pfarreien nicht aus “Überlegungen allgemeiner, theoretischer und prinzipieller Art” zusammengelegt werden dürfen.

Der Vatikan erteilt gegenseitigen Abendmahls-Einladungen von Katholiken und Protestanten eine theologisch begründete Absage. Die Unterschiede im Eucharistie- und Amtsverständnis seien “noch so gewichtig”, dass sie eine Teilnahme katholischer und evangelischer Christen an der Feier der jeweils anderen Konfession derzeit ausschlössen. Auch für eine “individuelle Gewissensentscheidung” gebe es keine Grundlage, heißt es in einem Schreiben der Glaubenskongregation.

Mit einer ungewöhnlichen Erklärung äußert sich der Vatikan zum Synodalen Weg in Deutschland. In einer kurzen “Erklärung des Heiligen Stuhls” ermahnt dieser das kirchliche Reformprojekt, es könne die Gläubigen weder zu neuen kirchlichen Leitungsstrukturen noch zu neuen Ausrichtungen von Lehre und Moral verpflichten. Als Grund seiner Sorge nennt der Vatikan eine mögliche “Verletzung der kirchlichen Gemeinschaft und Bedrohung der Einheit der Kirche”.

Beim “Ad-Limina-Besuch” sprechen die deutschen Bischöfe mit Vatikan-Vertretern über die deutschen Reformvorhaben. Ein von vatikanischer Seite vorgeschlagenes Moratorium lehnen sie jedoch ab. Es wird vereinbart, weitere Gespräche zu führen.

Kurz vor der fünften Versammlung des Synodalen Weges teilt der Vatikan den deutschen Bischöfen schriftlich mit, die katholische Kirche in Deutschland sei nicht befugt, einen Synodalen Rat einzurichten, in dem Bischöfe und Laien gemeinsam entscheiden.

Der Vatikan schließt die Gründung sogenannter Synodaler Räte, also gemeinsamer Leitungsorgane von Laien und Klerikern, auch in Bistümern kategorisch aus. Der Papst-Botschafter in Deutschland, Nuntius Nikola Eterovic, erklärt, er sei von Amts wegen beauftragt, das entsprechende Schreiben aus Rom vom Januar an die deutschen Bischöfe zu präzisieren.

Der Vatikan wendet sich gegen eine deutliche Aufwertung von Laien bei Taufen und Predigten in der katholischen Kirche. In einem Brief erteilt das vatikanische Amt für Gottesdienste und Sakramente entsprechenden Reformforderungen eine Absage. Eine Predigt-Erlaubnis für Laien gehört zu den zentralen Forderungen des katholischen Reformprojekts Synodaler Weg in Deutschland.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin teilt den deutschen Bischöfen in einer offiziellen Note vom 23. Oktober mit, dass die den Männern vorbehaltene Priesterweihe und die Lehre der Kirche zur Homosexualität nicht verhandelbar seien. Beide Themen sind Gegenstand von Forderungen des Reformprojekts Synodaler Weg.

Papst Franziskus äußert sich erneut kritisch zu Reformen der katholischen Kirche in Deutschland. Er teile die “Sorge über die inzwischen zahlreichen konkreten Schritte, mit denen sich große Teile dieser Ortskirche immer weiter vom gemeinsamen Weg der Weltkirche zu entfernen drohen”, schreibt Franziskus in einem persönlichen Brief an vier deutsche Katholikinnen, darunter zwei Theologieprofessorinnen.

Der Vatikan stoppt vorerst die geplante Einrichtung eines Synodalen Ausschusses für die katholische Kirche in Deutschland. Vertreter der Römischen Kurie fordern in einem Brief an die deutschen Bischöfe, eine geplante Abstimmung während der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz zu dem Thema zu streichen.