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Immer grün und rote Beeren – Ilex als adventliche Deko

In England sind sie das Weihnachtssymbol schlechthin. Auch in Deutschland werden Ilex-Zweige mit den tiefgrünen Blättern und leuchtend roten Beeren immer beliebter. Dabei ist die Tradition älter als der Weihnachtsbaum.

“Im traurigen Monat November war’s / Die Tage wurden trüber / Der Wind riß von den Bäumen das Laub…”, so beginnt Heinrich Heines gereimte Erzählung “Deutschland. Ein Wintermärchen”. Der November ist der Monat mit dem schlechtesten Ruf. Grau und nebelig. Doch man kann ihn auch zum Leuchten bringen. Ein paar Zweige der Stechpalme bringen Farbe in den Alltag.

Tiefgrüne Blätter und leuchtend rote Beeren: Wegen dieser klassischen Farbkombination ist Ilex besonders in der grauen Jahreszeit ein echter Hingucker in Gärten und Wald: Sie ist nicht nur dekorativ, sondern auch ein wichtiger Lebensraum für viele Vogelarten, die sich von ihren Beeren ernähren. Die immer-grünen Ilex-Zweige werden auch in Deutschland als Advents- und Weihnachtsschmuck immer beliebter.

Allerdings: Die Pflanze mit den stacheligen Blättern steht nach jahrzehntelangem Raubbau seit 1935 unter Naturschutz. 2021 wurde sie zum “Baum des Jahres” erkoren. Wer aber einen Ilex-Baum oder Ilex-Sträucher im eigenen Garten stehen hat, kann sich mit entsprechender Weihnachtsdeko versorgen.

Weil immergrüne Laubgehölze in Europa selten sind, ist Ilex (Ilex aquifolium) wie Tanne und Fichte eine Baumart mit hoher Symbolkraft. Das dauerhafte Grün symbolisiert für Christen die Hoffnung auf ewiges Leben, den Wunsch nach Gesundheit und Treue.

Kaum bekannt ist: Die Weihnachtsgeschichte der Stechpalme begann lange vor dem Siegeszug des Tannenbaums. Schon im Mittelalter holten Menschen in vielen europäischen Regionen die immergrünen Zweige zum Fest ins Haus. Bereits 1535 wurden in Straßburg kleine Eiben, Stechpalmen und Buchsbäumchen verkauft, die noch ohne Kerzen in den Stuben aufgehängt wurden.

In Großbritannien ist Holly, so die Stechpalme im Englischen, zusammen mit Mistel und Efeu seit Jahrhunderten das Weihnachtssymbol schlechthin. Ebenso populär ist die Stechpalme in den USA. Dort existieren Ilex­Plantagen, um die starke Nachfrage befriedigen zu können.

Dabei ist Ilex im christlichen Brauchtum nicht nur an Weihnachten gefragt, sondern auch zu Ostern: An Palmsonntag wurden die stacheligen Pflanzen als Palmenersatz verwendet, etwa bei Prozessionen. Daher die Bezeichnung Stechpalrme. Dem Kruzifix flocht man an Karfreitag eine Krone aus Ilex, dessen rote Beeren das Blut symbolisieren sollen, das Jesus am Kreuz vergossen hat.

Stechpalmen bevorzugen mildes, atlantisches Klima mit ausreichend Feuchtigkeit und nicht zu heißen Sommern – sie sind vor allem im Rheinland und einigen Regionen Norddeutschlands verbreitet. Regional existieren viele Namen für die Pflanze. In Deutschland ist etwa Hülse, Hülsdorn, Stecheiche oder Stechdorn gebräuchlich. Der Hülse verdanken Orte wie Hülsede, Hülsenbusch oder Schloß Hülshoff bei Münster, der Geburtsort der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, ihre Namen. Der englische Name “holly” leitet sich vom angelsächsischen holegn und dem althochdeutschen hulis “heilig” ab. Die Stadt Hollywood, Zentrum der US-Filmindustrie, wurde 1888 an einem Ort gegründet, an dem ein Stechpalmenwald ein prägendes Landschaftselement war.

Das gelblichgrüne, dichte und gut polierfähige Holz eignet sich für Drechslerarbeiten und Furniere. Da es sich gut schwarz beizen lässt, dient es als Ersatz für Ebenholz. Druckstöcke für Holzschnitte, Ladestöcke, Peitschenstiele und Spazierstöcke wurden aus Ilex-Holz gefertigt. Auch Johann Wolfgang Goethe besaß einen solchen Wanderstock.

In der Mythologie hat die Stechpalme ebenfalls eine große Bedeutung. Bei den Römern wurden die Häuser zu den Saturnalien, dem römischen Mittwinterfest, mit Stechpalmenzweigen geschmückt. Auch im Bacchuskult hatte die Pflanze neben dem Efeu ihren festen Platz. Die Stechpalme war zudem der Baum der Hel, der germanischen Göttin der Unterwelt. Deshalb galt das Holz als besonders geeignet für Zauberstäbe der Hexen. Vermutlich hat die Schriftstellerin Joanne K. Rowling deshalb ihre Romanfigur Harry Potter mit einem Zauberstab aus Ilex-Holz ausgestattet.