Hannah wagt sich für eine spannende Reportage mit dem Mikrophon auf wackelnde Bierkästen. Fernsehreporterin Janine macht den Selbstversuch und schwebt akrobatisch über der Ruhr – am Seil gehalten von dutzenden von Kinderhänden. Cedrik wagt sich an den Schminkkurs und bekommmt einen glitzernden blauen Augenfisch verpasst. In die Hocke gehen die Nachwuchsreporter mit ihren Mikrophonen, um auf Augenhöhe mit ihren jungen Interviewpartnern zu kommen. Aufregend ist die Vorbereitung und dann schließlich die Durchführung des Interviews mit Präses Annette Kurschus.
Wenn nötig, zum Interview auch in die Hocke
So war das beim Kindergipfel der Evangelischen Jugend von Westfalen im Sommer 2012. Zwölf Nachwuchsreporterinnen und -reporter begleiteten die Veranstaltung journalistisch. 20 Presseartikel, 16 Radiobeiträge und fünf Videosequenzen entstanden. „Produktionstraining“ hieß für sie die Veranstaltung. Eines von sieben Wochenenden des Journalistentrainings „News4U“.
Eingeladen und schließlich ausgewählt hierfür wurden zwölf Jugendliche von den Ämtern für Jugendarbeit der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) und der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW), der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, dem Evangelischen Pressedienst West, dem Arbeitsbereich „Kirche kommuniziert“ der EKiR, dem Büro des Rundfunkbeauftragten beim WDR und der Redaktion PEP/Radio NRW.
Sie können sich vorstellen, Journalistinnen oder Journalist zu werden, und hatten alle schon Erfahrung: schrieben Artikel für Gemeindebriefe, gestalteten mit anderen eine Schülerzeitung, berichteten aus ihrer Jugendarbeit für den Regionalteil der UK, haben autobiographisch über Mobbing in ihrer Klasse ein Buch geschrieben, bloggten, gestalteten ihre eigene Internetseite…
Es sind solche jungen Menschen, die sich beim Journalistentraining „News4U“ bewerben. Sie sind zwischen 16 und 19 Jahre alt und wollen recherchieren, Texte schreiben, Interviews führen, fotografieren, moderieren, filmen, schneiden und vertonen. Kurz: Sie wollen den Beruf des Journalisten beziehungsweise der Journalistin kennenlernen.
Im Januar dieses Jahres startete das insgesamt bisher neunte Training dieser Art, wie immer solide, mit hohem professionellen und medienethischen Anspruch, um den jungen Menschen eine fundierte berufliche Orientierung für ihre Zukunft zu ermöglichen. Erfahrene, der evangelischen Kirche verbundene Journalistinnen und Journalisten gestalten die Wochenenden rund um Fragen aus der journalistischen Praxis:
• Wie bereitet man sich auf Interviews vor und führt sie dann durch?
• Was ist crossmedial schreiben und was braucht man dafür?
• Was ist in den Augen von Profis ein gutes Foto und wie macht man es?
• Was ist das Besondere in der Arbeit beim Radio?
• Wie filme ich was warum?
Sie erleben, dass Kirche Chancen eröffnet
Und dann wird alles Gelernte real in der Praxis angewandt: Die Teilnehmenden begleiten 2016 wie schon im Jahr 2012 wieder den Kindergipfel der Evangelischen Jugend von Westfalen im Park von Haus Villigst in Schwerte, den dort vom 9. bis 11. September die Evangelische Jugend von Westfalen und das Amt für Jugendarbeit der EKvW veranstalten. Und alles wird schnellstens unter www.kindergipfel.info in die Öffentlichkeit gebracht.
Mit all diesen Erfahrungen geht es dann in den Herbstferien im Oktober in das „wahre“ Leben: Zwei Wochen Praktikum in Print-, Hörfunk-, Fernseh- oder Online-Redaktionen, zum Beispiel bei der Rheinischen Post, beim Evangeliscnen Pressedienst, der Mediengruppe RTL oder dem WDR.
Beim Abschlussseminar staunen dann die Erwachsenen immer wieder, wie sehr sich die jungen Menschen entwickelt haben. Sie haben eine Welt für sich entdeckt. Ob es wirklich ihre wird, bleibt offen. Aber dass Kirche Chancen eröffnet, das haben sie erlebt.
• Landespfarrer Udo Bußmann ist Leiter des Amtes für Jugendarbeit der Evangelischen Kirche von Westfalen.