Hamburg. Joseph Haydns „Schöpfung“ handelt von der Erschaffung der Welt, wie sie in der Bibel im 1. Buch Mose zu lesen ist. Er hat dieses Oratorium Ende des 18. Jahrhunderts geschrieben, es zählt zu seinen bekanntesten Werken. Um den Menschen die Schöpfungsgeschichte auch auf musikalische Weise näherzubringen, finden am Erntedanksonntag, 2. Oktober, in der Hauptkirche St. Michaelis zwei Konzerte zum Thema Schöpfung statt.
Um 15 Uhr beginnt ein Konzert, in dem Kinder auf spielerische Art auf eine Entdeckungsreise zur Erschaffung der Welt mitgenommen werden. Es ist das erste Familienkonzert im Michel. In dieser kindgerechten Version von Joseph Haydns „Schöpfung“ beobachten die Erzengel Gabriel, Uriel und Raphael, wie Gott die Erde erschafft. Sie beschreiben, wie Sonne und Mond sowie Berge, Flüsse und Meere entstehen und wie Gott die Pflanzen und Tiere zum Leben erweckt. Musik und Erzählung entsprechen einander: Das Chaos im Universum wird durch das wild durcheinander spielende Orchester dargestellt. Sobald die beiden Dirigenten Matthias Pech und Manuel Gera eingreifen, ordnen sich die Klänge.
Musik wird in Bilder übersetzt
Doch die eigentliche Besonderheit ist die Zeichnerin Anna Lena Schiller, die das musikalische Geschehen live bildlich umsetzt. Während Musiker und Sänger für die entsprechenden Klänge sorgen, wird die Künstlerin Bilder zur Musik auf einer mehrere Quadratmeter großen Staffelei zeichnen. „Ich höre zu, was der Chor singt, was der Chor erzählt, wie die Musik vonstatten geht, und übersetze das dann in Bilder“, beschreibt die 36-Jährige ihre Aufgabe während des Familienkonzerts.
Einerseits malt sie die Szenen, die die Erzengel schildern. Zum Beispiel beschreiben diese Löwen und Nachtigallen, die sie dann auch genauso zeichnen könne, erklärt die Musikwissenschaftlerin. Aber es gebe auch generelle Erzählungen der Schöpfung, bei denen sie deutlich mehr Freiheiten habe. „Zwischen diesen Szenerien wechselt es dann hin und her“, sagt Schiller. Sie sei sehr gespannt darauf, wie das Konzert ablaufen werde, weil es ein Novum für sie sei. Ein gutes Timing sei für diese Aufgabe sehr wichtig: „Der Chor kann ja nicht kurz anhalten, damit ich hinterherkomme“, sagt die 36-Jährige. Sie freue sich aber darauf, die Schöpfung in ihrem eigenen Stil zeichnen zu können.