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„Ikone der Befreiungstheologie“

Konzertlesung Priester, Dichter, Politiker: Ernesto Cardenal war ein Meilenstein in der modernen Theologie. Jetzt kommt der fast 91-Jährige nach Detmold. Einzige Lesung in der Region

Detmold – Ernesto Cardenal und die Gruppe „grupo sal DUO“ kommen mit ihrem Programm „Ein Leben für Nicaragua! Solentiname soll leben“ nach Lippe. Der international bekannte Dichter, Politiker und Priester wird am Reformationstag, Samstag, 31. Oktober, um 20 Uhr in der reformierten Kirche in Hiddesen zu Gast sein. Der bald 91-jährige Ernesto Cardenal wird aus seinem Lebenswerk lesen und über den Kampf gegen ein umstrittenes Mega-Projekt sprechen, den Bau eines interozeanischen Kanals in Nicaragua durch ein chinesisches Unternehmen. Grupo sal DUO spielt dazu lateinamerikanische Lieder.
Warum sich die Lippische Landeskirche für diese Konzertlesung engagiert – darüber sprach UK mit Kirchenrat Tobias Treseler von der Lippischen Kirchenleitung.

Ernesto Cardenal ist ein Held der kirchlichen Jugend aus den 70ern und 80ern. Was hat er heute zu sagen?

Cardenal ist nach wie vor eine Ikone der Befreiungstheologie. Seine theologischen Impulse haben viele Christen in ihrem politischen Engagement ermutigt und tun das heute noch.
Aber auch seine Sprachkraft bleibt unerreicht, er ist ja auch Poet. Und als Aktivist zeigt er mit seinem aktuellen Einsatz gegen den umstrittenen interozeanischen Kanal in Nicaragua, dass er noch immer lebt, was  er schreibt und verkündet.

Die Lippische Landeskirche hat sich sehr für diese Lesung engagiert. Warum?

Wir haben hier ein gutes ökumenisches Netzwerk: Pax Christi, den Eine-Welt-Laden in Detmold, alle Gemeinden in Hiddesen: reformiert, lutherisch und katholisch. Das ist eine sehr aktive Basis, die da mitwirkt. Das unterstützen wir als Landeskirche gern. Die Konzertlesung ist natürlich auch ein Angebot zum Reformationstag und steht am Beginn des Themenjahres „Reformation und die Eine Welt“.

Was bedeutet Ihnen persönlich dieser Abend?

Für mich ist das eine  Begegnung mit Gedanken, die mich geprägt haben. Man darf das nicht unterschätzen: Viele, die in der Kirche aktiv sind, haben sich von Cardenal anregen lassen–  etwa durch sein „Evangelium der Bauern von Solentiname“ oder seine Übertragung der Psalmen.