Das Klavier als Ort der Sicherheit: Der jüdische Pianist wird von der Deutschen Nationalstiftung geehrt für seine Kunst und seine staatsbürgerlichen Engagements. Dabei ist auch ein “Protokollbruch” erlaubt.
Die Deutsche Nationalstiftung hat den jüdischen Pianisten Igor Levit (37) für seine “wunderbare Kunst” und seine staatsbürgerlichen Engagements mit dem Deutschen Nationalpreis ausgezeichnet. Zugleich wolle man mit der Vergabe eine “inhaltliche Botschaft” an alle Jüdinnen und Juden in Deutschland richten, sagte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Thomas Mirow, am Freitagabend. “Sie sind ein wichtiger, ein unentbehrlicher Teil der deutschen Nation. Wir können als deutsche Gesellschaft nicht auf Sie verzichten. Bleiben Sie hier, wir brauchen Sie!”
Levit sagte bei seiner kurzen, frei gehaltenen Dankesrede, dass er sich im Vorfeld gefragt habe, ob er den Preis annehmen solle. Er könne sich nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober und den Ereignissen danach nicht einfach hinstellen und sagen “Ich freue mich über diesen Preis”.
Er nehme ihn aber an, weil er damit diejenigen ehren und bestärken wolle, die tagtäglich gegen Antisemitismus kämpfen und Menschen bei antisemitischen Attacken, verbal oder körperlich, helfen. Deshalb werde er das Preisgeld “in Gänze” Organisationen spenden. “Es gibt Menschen, die brauchen dieses Geld viel mehr als ich.” Der Deutsche Nationalpreis ist mit 30.000 Euro dotiert.
Schließlich beendete der Pianist seine Dankesrede mit einem, wie er selbst sagte, “Protokollbruch”, indem er sich an einen Flügel setzte, um “einfach Klavier zu spielen”. Das Klavier sei der Ort, “an dem ich mich sicher fühle”.
Levit wurde 1987 in der Sowjetunion geboren. Als er acht Jahre alt war, siedelte seine jüdische Familie nach Hannover über. Der Pianist gibt weltweit Konzerte und positioniert sich immer wieder gegen Extremismus, für Menschenwürde und Klimaschutz. Im März dieses Jahres war er in Mainz mit der Buber-Rosenzweig-Medaille geehrt worden.
Ferner zeichnete die Deutsche Nationalstiftung das geplante Drei-Religionen-Kita-Haus in Berlin mit ihrem Förderpreis aus. Die Auszeichnung ist mit 20.000 Euro dotiert.
Die Deutsche Nationalstiftung will das Zusammenwachsen Deutschlands fördern und die Idee eines vereinten Europas stärken. Seit 1997 vergibt sie jährlich den Deutschen Nationalpreis und einen Förderpreis an Personen und Organisationen, die sich für diese Ziele engagieren.