Es wird dunkel im großen Tagungsraum des Heinrich-Pesch-Hauses in Ludwigshafen. In den nächsten gut zweieinhalb Stunden wird die Leinwand im Raum vom „Sichtungsprogramm I“ eingenommen. Fast herrscht Kino-Atmosphäre, aber die etwa 90 Teilnehmenden der 47. Medienbörse der evangelischen und katholischen Kirche sind nicht hier, um einen unterhaltsamen Kinonachmittag zu verbringen. Sie werden in den kommenden Tagen 44 (Kurz-)Filme sichten und ihren Nutzen für die unterschiedlichen Einsatzbereiche kirchlicher Arbeit mit Filmen einschätzen.
In Ludwigshafen treffen sich Mitarbeitende kirchlicher Medienzentralen aus ganz Deutschland und dem deutschsprachigen Ausland. Die Einrichtungen der evangelischen Landeskirchen und katholischen Diözesen stellen Filme für die kirchliche Bildungsarbeit zur Verfügung. Sie unterstützen den urheberrechtlich sicheren Einsatz von Filmen im Religionsunterricht oder beraten Gemeinden bei der Planung und Durchführung von Kinoabenden.
Bevor das Licht im Saal ausgeht, begrüßen Pater Gangolf Schüßler aus dem Bistum Speyer und Oberkirchenrat Michael Gärtner von der evangelischen Kirche der Pfalz, in deren Gebieten die Medienbörse 2018 stattfindet, die Gäste in einem ökumenischen Gottesdienst. Die gemeinsame Feier macht deutlich, dass die Arbeit in verbundener Vielfalt geschieht und Filmerleben nicht an Konfessionen gebunden ist.
Die Medienbörse findet seit Langem in ökumenischer Verantwortung statt. Dabei gelingt es den Arbeitsgemeinschaften der evangelischen und der katholischen Medienzentralen konfessionsübergreifend gut, Dinge gemeinsam anzugehen und über die Themen zu sprechen, die die Arbeit am Medium Film in kirchlicher Verantwortung besonders machen. Auf die Medienbörse schafft es ein Film nur, wenn er von mindestens zwei Mitgliedern der jeweiligen Arbeitsgemeinschaften vorgeschlagen und von einer Fachjury in das Sichtungsprogramm aufgenommen wurde.
„Love it like it is“, „Kann ja noch kommen“ oder „Mrs McCutcheon“ – die Titel auf dem Programm verraten nicht auf Anhieb, worum es geht. Die Sichtung zeigt: Wesentliche Themen dieser Medienbörse sind Inklusion, Ökumene, Geschlechteridentität, Flucht, Trauer, Gewalterfahrungen, Aufwachsen und Beziehungen leben.
Jeder Filmtitel aus dem Programm wird diskutiert: Das Thema, die Gestaltung, die Wirkung auf die Zuschauer. Wo lässt er sich in der Bildungsarbeit sinnvoll einsetzen? Professionelle Distanz des kompetenten Fachpublikums trifft auf das Filmerleben des Einzelnen. Am Ende steht für jeden Film ein Signal, wie sinnvoll es sein kann, einen Film in das Angebot aufzunehmen.
Die Hupe des Moderators ist unerbittlich: Nach jeweils 90 Sekunden unterbricht sie die Kurzvorstellung der Filmverlage. Das muss reichen, um die Besonderheiten der jeweiligen Angebote zu präsentieren, denn es gibt ja die Möglichkeit, an den Ständen im Foyer des Tagungshauses ausführlicher miteinander ins Gespräch zu kommen.
Die Lizenzen für die öffentliche Vorführung der Filme und den Verleih der Medienzentralen werden von Verlagsfirmen vertrieben. Teilweise als kirchliche Agenturen entstanden, sind sie mit der Arbeit der Medienzentralen vertraut. Andere setzen besondere pädagogische Schwerpunkte mit ihrem Materialangebot. Alle zeichnen sich dadurch aus, dass sie auch Materialien und Arbeitshilfen zu den Filmen anbieten.
Nach einer kurzen Pause ruft die Hupe die Teilnehmenden am Freitagvormittag zusammen. In der letzten Runde dieser 47. Medienbörse wird die gesamte Tagung reflektiert. Längst hat sich ein Element der sorgfältig angebrachten Verdunkelung im Saal gelöst und zeigt: Es ist Zeit, von der Medienbörse 2018 voller neuer Eindrücke und Gespräche in die verschiedenen Arbeitsfelder zurückzukehren.
Viele der gesichteten Filme werden bald in den Verleih der Medienzentralen kommen oder im Medienportal zum Download zur Verfügung stehen. Viele werden den Religionsunterricht oder die Konfirmandenarbeit, Filmgottesdienste oder Gemeindekreise bereichern. Die Medienbörse der evangelischen und katholischen Kirche ist kein Filmfestival – sie ist ein Forum, das wesentliche Impulse für die Film- und Medienarbeit der Kirchen setzt.
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