NEW YORK/KÖLN – Nahezu 1,4 Millionen Kindern in Krisenländern Afrikas und auf der arabischen Halbinsel droht laut Angaben der Vereinten Nationen (UN) der Hungertod. Wegen der herrschenden Gewalt wüssten Hunderttausende Menschen in Nigeria, Somalia, dem Südsudan und im Jemen nicht, woher sie ihre nächste Mahlzeit nehmen sollten, warnt das Kinderhilfswerk Unicef in New York. Kämpfe und Kriege hätten die Lebensmittelherstellung zerstört. Viele Hilfsbedürftige seien wegen Blockaden von Konfliktparteien oder Gefechten nicht zu erreichen. Unicef-Exekutiv-Direktor Anthony Lake verlangte von der internationalen Gemeinschaft sofortige Hilfe, um die Kinder zu retten.
Während in Teilen des Südsudan schon eine Hungersnot herrsche, könnten Nigeria, Somalia und Jemen schon bald folgen, erklärte das Welternährungsprogramm (WFP). Im Jemen, wo ein bewaffneter Konflikt mit internationaler Beteiligung ausgetragen wird, schwebten mehr als 460000 Mädchen und Jungen in Lebensgefahr. Das WFP braucht 950 Millionen US-Dollar für die Lebensmittelhilfe. In Nordost-Nigeria sind nach Angaben von Unicef, dessen Deutschland-Sitz in Köln ist, 450000 Kinder gefährdet. Dort terrorisiert die islamistische Terrormiliz Boko Haram die Bevölkerung.
Im Südsudan, wo ein Bürgerkrieg tobt, haben demnach 270000 Kinder so gut wie nichts zu essen. Insgesamt sind in dem Konfliktland laut dem WFP 5,5 Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen, das ist etwa die Hälfte der Bevölkerung. Ein Betrag von 205 Millionen US-Dollar sei dafür bis Ende Juli dringend nötig.
In dem Krisenland Somalia leiden laut Unicef in diesem Jahr mindestens 185000 Kinder an akuter Unterernährung. Diese Zahl drohe in den kommenden Monaten auf 270000 zu steigen. Auch hier sei etwa die Hälfte der mehr als zwölf Millionen Bewohner auf Hilfe angewiesen. Die UN appellierten an die Geberländer, bis Juni rund 825 Millionen US-Dollar zu überweisen. Die Dürre in dem Land verschlimmere sich.
Der Südsudan und die UN riefen am Montag die Hungersnot in zwei Bezirken des nördlichen Bundesstaates Unity aus. Grund dafür sei nicht hauptsächlich die Dürre, sagte die Südsudan-Expertin Marina Peter dem Evangelischen Pressedienst (siehe auch Artikel unten).
Der seit 2013 herrschende Bürgerkrieg zwinge Hunderttausende Menschen in die Flucht und mache es unmöglich, die Felder zu bestellen. Die internationale Gemeinschaft habe es bisher nicht geschafft, die Anführer in Regierung und Rebellenorganisationen genügend unter Druck zu setzen.
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Dirk Bathe/World Vision