Der Autor und Holocaust-Überlebende Guy Stern ist tot. Der in Hildesheim geborene Stern starb am 7. Dezember im Alter von 101 Jahren in Detroit (USA), wie die Stadt Hildesheim mitteilte. Oberbürgermeister Ingo Meyer (parteilos) würdigte den Ehrenbürger der Stadt als “bemerkenswerte Persönlichkeit und einen äußerst liebenswürdigen Menschen”. Er habe seine Gesprächspartner “mit umfangreichem Wissen und Zugewandtheit in den Bann gezogen und dabei mit seinem feinen, geistreichen Humor überrascht und berührt”.
Die niedersächsische Landtagspräsidentin Hanna Naber betonte Sterns “unermüdliches Engagement für Aufklärung, für Verständigung und gegen Antisemitismus”. Mit Sterns Tod habe ein beeindruckendes und vielfältiges Leben sein Ende gefunden. Stern erhielt zahlreiche Auszeichnungen, etwa das Bundesverdienstkreuz.
Guy Stern wurde am 14. Januar 1922 unter dem Namen Günter Stern als Kind einer jüdischen Familie geboren. Mit 15 Jahren floh er in die USA, seine Eltern und zwei Geschwister wurden ins Warschauer Ghetto deportiert und von den Nationalsozialisten ermordet. Während des Zweiten Weltkriegs war Stern Teil des Nachrichtendienstes der US-amerikanischen Armee. Danach studierte er Romanistik und Germanistik.
Er lehrte als Professor und veröffentliche Bücher und Sammelwerke. Als Zeitzeuge und Wissenschaftler thematisierte er bei Vorträgen und Lesungen die NS-Zeit und kritisierte immer wieder Nationalismus und rechtspopulistische Bestrebungen.