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Hoffnungsvoller Start

Mit dem neuen Präsidenten des Lutheri­schen Weltbundes (LWB), Erzbischof Musa Panti Filibus, sprach Benjamin Lassiwe.

Erzbischof Filibus, was bedeutet es, dass ein Afrikaner an der Spitze des LWB steht?
Es bedeutet eine Menge. Es stärkt uns Afrikaner in unserer Zugehörigkeit zur weltweiten Gemeinschaft der Lutheraner, dass sich die Gemeinschaft entschieden hat, nun einen Präsidenten aus Afrika zu wählen. Das macht uns so dankbar, glücklich und stolz. Dankbar und stolz, dass die afrikanische Region mit ihren Gaben Teil dieser Weltgemeinschaft sein darf.

Was ist aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung, vor der der LWB gerade steht?
Wir leben als Christinnen und Christen in einer zerbrochenen Welt. Da ist es die größte Herausforderung aus meiner Sicht, als Gemeinschaft zusammenzuleben. Wir stehen vor der Herausforderung, eine Alternative zu dieser Welt voller Konflikte zu sein.

In diesem Jahr begehen die Lutheraner den 500. Jahrestag der Reformation Martin Luther. Wie sehen Sie da den Dialog mit der römisch-katholischen Kirche?
Meine Hoffnung ist, dass das Jubiläum dazu führt, dass wir unsere Dialoge fortsetzen und weiterhin darauf aufbauen. Ich hoffe, dass die Vereinbarungen, die in den letzten Jahren erreicht wurden, nun in den verschiedenen Kontexten der einzelnen Kirchen umgesetzt werden. Dass es auf der Ebene der Länder und der Kirchen nun neue Gespräche gibt. Ich hoffe, dass wir unsere ökumenischen Reise fortsetzen.

Eines der großen Themen der Ökumene in Deutschland ist die Frage des gemeinsamen Abendmahls von Lutheranern und Katholiken. Hoffen Sie darauf, hier bald eine Lösung zu sehen?
Wir haben in dieser Debatte noch eine lange Wegstrecke vor uns. Aber wo der Heilige Geist weht, weiß am Ende niemand. Meine Hoffnung ist, dass wir das erleben werden. Aber es wird davon abhängen, welche Ergebnisse die Dialoge haben werden, die wir in den nächsten Jahren führen. Unsere Dialoge der letzten Jahre haben uns auf eine neue Ebene des gegenseitigen Verständnisses gebracht. Und auch wenn das Mahl noch nicht auf dem Tisch steht, gibt es doch eine ganze Reihe Ergebnisse, die wir feiern. Das erlaubt es, auf die Möglichkeit eines gemeinsamen Abendmahles in der Zukunft zu schauen.

Sie kommen aus einem Land, in dem islamistischer Terrorismus einen großen Einfluss hat. Was ist Ihr Ansatz, um mit diesem Problem umzugehen?
Als jemand der aus dem Kontext dieser Aufstände kommt, muss ich sagen, dass wir uns als Kirchen Nigerias darauf konzentrieren, Frieden zu suchen, der auf Gerechtigkeit basiert. Wir sollten darauf weiter bestehen, und wir sollten unsere Stimmen gegen diese Gewalt erheben. Ich kann auch alle übrigen Christen nur auffordern, das Gespräch mit moderaten Muslimen zu suchen. Davon gibt es mehr, als man manchmal denkt. Man sollte jede Möglichkeit dafür nutzen. Und schließlich: Es ist eine schwierige Situation, aber wir sollten uns auf keinen Fall dazu herablassen, Waffen zu benutzen. Wo Waffen gegen Waffen stehen, zerfällt die Welt zu Asche.

Meine letzte Frage ist etwas persönlicher: Haben Sie selbst auch Angst vor diesen Terroristen?
Wenn man bedroht wird, gibt es Momente, in denen man denkt: Jetzt trifft es auch dich. Aber als Kirchenleiter haben wir die Verantwortung, weiterzumachen, mit unseren Regierungen und anderen Organisationen zusammenzuarbeiten. Angst ist eine natürliche Emotion, die kommt. Aber Angst darf uns nie aus unser Verantwortung entlassen, zu führen und für Gerechtigkeit einzutreten – egal, wie schwierig die Situation jetzt ist.