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Historische Schätze des Landesarchivs erhalten digitalen 3D-Zwilling

Es sind historische Schätze wie die Goldene Bulle, das „Grundgesetz“ von 1356, Mini-Fußballschuhe mit den Unterschriften der Weltmeister-Elf von 1954 sowie Uhr und Zylinder des letzten Staatspräsidenten von Baden, Leo Wohleb: Insgesamt rund 20 Objekte des Landesarchivs Baden-Württemberg werden derzeit im Hauptstaatsarchiv Stuttgart mit einer neuen Scanner-Technologie 3D-digitalisiert. Man wolle diese Unikate nicht nur bewahren, sondern auf höchstem technischen Niveau vermitteln, sagte Peter Rückert, Leiter des Hauptstaatsarchivs, am Mittwoch in Stuttgart.

Wertvolle Stücke wie die Goldene Bulle, die zum Weltdokumentenerbe der Unesco gehört, könnten nur selten der Öffentlichkeit gezeigt werden. „Nach dem Scan wird die Bulle wieder im Tresor verschwinden.“ Aber der digitale Klon des verfassungsgeschichtlich zentralen Dokumentes stehe der Welt nun zur Verfügung, sagte Rückert.

Technische Unterstützung erhält das Landesarchiv bei der 3D-Digitalisierung durch eine Ausgründung des Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenverarbeitung (IGD), Verus Digital aus Darmstadt. Ein von der IGD entwickelter Roboterarm erfasst die Objekte, die auf einem Drehteller liegen, von allen Seiten und überträgt den jeweiligen virtuellen Klon auf rechenstarke Computer – inklusive Farbe und Textur.

Ein bis zwei Stunden benötige der Scanprozess pro Objekt, um belastbare Messdaten zu erhalten, erklärte Martin Schurig von Verus Digital. Insgesamt rund 1.000 bis 1.500 Fotos würden pro Objekt gemacht. Die Rohdaten, jeweils um die 150 Gigabyte, würden dann weitere 10 bis 15 Stunden final berechnet. Die fertigen 3D-Modelle sind in rund zwei Monaten auf der Webseite des Landesarchivs zu sehen.

Wolfgang Krauth, Referatsleiter Audiovisuelles und digitales Archivgut des Landesarchivs Baden-Württemberg, sagte, es sei ohne Weiteres möglich, die 3D-Scans zu drehen oder zu vergrößern, für Augmented Reality zu verwenden, sie in Videospiele einzubetten oder sie auch 3D auszudrucken, um sie als Duplikate anfassen zu können. „Die Möglichkeiten sind fast unbegrenzt.“ Er gehe davon aus, dass sich 3D-Scans in den nächsten Jahren in Museen und Archiven etablieren werden. Dies sei nach den Scans in 2D der logische nächste Schritt. (0099/17.01.2024)