Der Zentralrat der Juden hatte die Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille an den jüdischen Historiker Meron Mendel kritisiert. Dieser würde auch auf die Auszeichnung verzichten, sagte er nun. Er sieht andere Probleme.
Der Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hatte die der Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille an Historiker Meron Mendel scharf kritisiert. Dieser kündigte nun an, den Preis unter Umständen nicht anzunehmen. “Wenn Herr Schuster sagt, es wäre besser für die Juden in Deutschland, wenn ich die Medaille nicht kriege, dann verzichte ich darauf”, sagte Mendel der “Süddeutschen Zeitung” (Samstag).
Mendel sollte gemeinsam mit seiner Frau, der Politologin Saba-Nur Cheema, die Auszeichnung des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit erhalten. Nachdem die Preisträger bekannt wurden, hatte Schuster in einem Brief Mitte Juli sein Unverständnis über die Entscheidung ausgedrückt und führte dafür in einem Brief an die Mitglieder des Präsidiums des Koordinierungsrates, dessen Kuratorium er angehört, “umstrittene und zum Teil untragbare Positionierungen” von Mendel an. Die Muslimin Cheema wird in dem Brief nicht erwähnt; gegenüber der “SZ” erklärte sie, den Preis behalten zu wollen.
Mendel erklärte weiter, er liege nicht im Streit mit dem Zentralratspräsidenten und habe diesen auch um ein persönliches Gespräch gebeten. Über unterschiedliche Einschätzungen müsse diskutiert werden. “Wir haben eine Streitkultur: Machloket. Das ist das, was Juden über 2000 Jahre verbindet.” Es sei “eine Bedrohung für die Juden in der Diaspora, wenn wir die Fähigkeit verlieren, inneren Streit auszuhalten”.
Besorgt äußerte sich Mendel zudem, dass er und seine Frau für ihre Meinung angegriffen würden, bis hin zu Boykott-Aufrufen gegen sie. “Veranstalter kontaktieren mich und fragen mich: ‘Dürfen wir Sie noch einladen? Werden wir dafür von dem Zentralrat kritisiert?'” Seine Positionen würden gleichsam als illegitim und “schädlich für die Juden in Deutschland” dargestellt, monierte der Historiker und betonte gleichzeitig, dass er nicht der Mehrheitsmeinung der jüdischen Community entspreche. “Sei es zu einem Theaterstück oder der Frage, ob Deutschland einen palästinensischen Staat anerkennen soll.”
Cheema äußerte zudem die Vermutung, dass seine Ehe mit ihr, einer muslimischen Frau, auch eine Rolle in der Kritik spiele. “Das ist nicht nur in Israel, sondern auch in Teilen der jüdischen Community hierzulande ein Tabu.”