Die Tötung von Hassan Nasrallah, Anführer der Terrorgruppe Hisbollah, hat weltweit Reaktionen hervorgerufen. Dass Israel nun in den Libanon einmarschiert, hält Historiker Rabah aber für unwahrscheinlich.
Die Tötung des Hisbollah-Anführers Hassan Nasrallah durch die israelische Armee ist nach Einschätzung des libanesischen Historikers Makram Rabah vor allem ein Schlag gegen den Iran. “Nicht die Hisbollah ist so sehr das Problem, sondern der Iran.” Was auch immer am Ende geschehe – “der Iran und nicht die Hisbollah ist der Störenfried”, sagte er dem “Handelsblatt” (online Samstag).
Der Historiker geht davon aus, dass Nasrallah, der die libanesische Terrororganisation 32 Jahre lang geführt hatte, sich nicht einfach ersetzen lasse. “Er war ein Sektenführer, Anführer eines Kults.” Weitere Angriffe bedeuteten nicht, dass die Organisation intakt sei. Vielmehr gingen sie auf individuelle Initiativen zurück.
“Im Moment hat die Hisbollah das Kommando über ihre Operationen eindeutig nicht wieder hergestellt”, so Rabah, “und ich denke, das wird sie auch nicht, weil Israel weiterhin gegen einen ihrer Kommandanten nach dem anderen vorgeht”.
Auch habe die Hisbollah nicht bedacht, dass für den Kampf gegen Israel eine “solide innere libanesische Front” notwendig sei. “Für eine innere Front braucht es eine gute Wirtschaft, ein gutes Bildungssystem und vor allem sozialen und konfessionellen Zusammenhalt. Die Hisbollah hat dazu beigetragen, dies im Laufe der Zeit im Libanon zu untergraben.”
Mit einem Einmarsch Israels rechnet Rabah indes nicht. Er würde aus seiner Sicht eine Reihe von Problemen verursachen, beispielsweise könne eine Unterstützung der israelischen Gesellschaft verloren gehen. Zugleich würde auch der Iran nichts tun, schätzte Rabah. Grund dafür sei, dass das Land durch die internationale Gemeinschaft und die amerikanische Regierung unter Beobachtung stehe. “Es ist offensichtlich, dass die Amerikaner eine Art rote Linie gezogen haben, die der Iran nicht überschreiten wird.”