Europa sollte nach Ansicht des Hilfswerks “Brot für die Welt” in der Rohstoffpolitik des internationalen Handels grundsätzlich anders agieren. Länder des Globalen Südens dürften nicht auf die Rolle als Rohstofflieferanten reduziert werden, forderte die Präsidentin von Brot für die Welt, Dagmar Pruin, am Dienstag in Berlin.
Außerdem solle durch mehr Kreislaufwirtschaft der Verbrauch von primären Rohstoffen reduziert und die Abbauländer gerechter an der Wertschöpfung beteiligt werden. Dazu brauche es eine “sozial-ökologische und global gerechte Rohstoffwende”, so Pruin. Sie begrüße, dass die Ampelkoalition sich im Koalitionsvertrag auf eine Senkung des Rohstoffverbrauchs und geschlossene Stoffkreisläufe verständigt habe. Es seien jedoch noch keine konkreten Schritte eingeleitet worden, dies auch umzusetzen.
In diesem Zusammenhang kritisierte die Hilfswerk-Präsidentin, dass auf europäischer Ebene in Gesetzesvorhaben dazu aus ihrer Sicht der Fokus nur auf wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Interessen der EU liege. Dadurch gerieten die negativen Auswirkungen des Rohstoffabbaus auf die rohstoffreichen Länder im Globalen Süden aus dem Blick, bemängelte Pruin. Ein derzeit in der EU diskutiertes Gesetz zur Versorgungssicherheit mit kritischen Rohstoffen (“Critical Raw Materials Act”) lasse ambitionierte Maßnahmen, die den Aufbau einer grünen Wirtschaft in Ländern des Globalen Südens unterstützen würden, außen vor.
Pruin äußerte sich anlässlich einer gemeinsamen Konferenz der kirchlichen Werke für Entwicklungszusammenarbeit Brot für die Welt und Misereor sowie der Gewerkschaft IG Metall und des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Das Thema der Tagung am Dienstag in Berlin war “Menschenrechte und Umweltschutz in globalen Wertschöpfungsketten und bei der Rohstoffgewinnung”. Zu diesem Anlass stellten die vier Organisationen auch eine gemeinsame Erklärung vor, in der sie die Bundesregierung auffordern, im internationalen Handel auf mehr Menschenrechts- und Umweltstandards hinzuwirken. Freiwillige Verpflichtungen von Unternehmen reichten dazu nicht aus.