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Hilfswerk: In Honduras gewinnen evangelikale Gruppen an Zulauf

Honduras ist eines der ärmsten Länder Amerikas und stark von Kriminalität betroffen. Dem Hilfswerk “Kirche in Not” zufolge hat diese Lage Auswirkungen auf das religiöse Gefüge.

Im mittelamerikanischen Honduras breiten sich dem päpstlichen Hilfswerk “Kirche in Not” zufolge zunehmend evangelikale Gruppen aus. In Honduras erlebten “evangelikale Gemeinden und Sekten” derzeit “einen enormen Aufschwung”, teilte “Kirche in Not” am Dienstag in München mit. In Honduras herrsche “eine große Offenheit gegenüber dem Göttlichen”, was sich nun in einer großen Zahl von “okkulten Praktiken” ausdrücke.

Als evangelikal werden insbesondere bibeltreu und konservativ ausgerichtete Christen bezeichnet; der Begriff ist allerdings nicht trennscharf.

Weiter erklärte das Hilfswerk: “Viele Sekten werden von den USA aus finanziert. Sie vervielfachen ihre Präsenz, wo die katholische Kirche weniger präsent ist. Katholiken, die nur aus Tradition und nicht aus Überzeugung katholisch sind, schließen sich schnell diesen Glaubensgemeinschaften an.”

Die Arbeit der Kirche sei in Honduras durch eine prekäre Sicherheitslage eingeschränkt. Das Land sei stark von Bandenkriminalität und Drogenhandel betroffen. Außerdem stünden in Honduras immer weniger Priester zur Verfügung, Geistliche aus dem Ausland hätten mit großen bürokratischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Diese Aspekte begünstigten den Aufschwung sektiererischer Gruppen.

Darum unterstützt “Kirche in Not” in Honduras schwerpunktmäßig Bau und Instandsetzung von Gemeindesälen sowie die Bereitstellung von katechetischem Material, wie es hieß. Denn Bildung sei ein sehr wichtiges Thema, das sich auch positiv auf den Friedensprozess im Land auswirke. “Ein Priester berichtete uns, dass in seiner Pfarrei ein schwerwiegender Konflikt zwischen zwei Gruppen herrschte”, so das Hilfswerk. “Doch durch treues Gebet hat Gott gehandelt, und die Gruppen sind jetzt versöhnt. Es ist kaum vorstellbar: Gemeindemitglieder, die sich früher gegenseitig fast umbrachten, beten nun gemeinsam.”

Honduras hat laut Mitteilung etwa elf Millionen Einwohner, von denen sich die Mehrheit zum Christentum bekennt. Das Land habe den höchsten Anteil von Anhängern freikirchlicher und protestantischer Gemeinden in Mittelamerika. Nach Haiti sei es das zweitärmste Land Mittelamerikas. 75 Prozent der Bevölkerung lebten in extremer Armut.