Hilfsorganisationen haben an die Mainzer Landesregierung appelliert, einen Notfallfonds für schwangere Frauen ohne Krankenversicherung einzurichten. Immer wieder komme es vor, dass Frauen sich erst kurz vor der Entbindung an eine Klinik wenden, berichtete Berna Günes vom Hilfsverein „Medinetz Mainz“ am Dienstag bei einer Diskussionsveranstaltung in der Mainzer Universitätsklinik. Regelmäßig gelinge es auch den im Land aktiven Vermittlungsstellen nicht mehr, vor der Geburt eine Aufnahme in eine reguläre Krankenversicherung zu organisieren.
Typische Gruppen von Hilfesuchenden seien EU-Bürgerinnen ohne in Deutschland gültigen Versicherungsschutz, Ausländerinnen ohne legalen Aufenthaltsstatus, aber auch Studentinnen, deren Versicherungen vielfach keine Kostenübernahme bei Schwangerschaft vorsehen. Oft hätten diese Schwangeren aus Geldmangel und teilweise auch aus Angst vor einer Abschiebung bis unmittelbar vor der Geburt keine Vorsorgeuntersuchungen wahrgenommen.
„Ohne Vorsorge können Risikoschwangerschaften nicht erkannt werden“, sagte Günes. „Das wiederum erhöht das Risiko für Komplikationen.“ Im ungünstigsten Fall komme die Frau ohne Mutterpass in die Entbindungsklinik, wo die Ärzte nicht einmal wüssten, wie das Kind liegt, ergänzte Claudia Tamm vom „Medinetz Koblenz“.
Die Vereine „Armut und Gesundheit“, „Medinetz“ in Mainz und Koblenz und die „Clearingstelle Krankenversicherung in Rheinland-Pfalz“ fordern einheitliche Regeln für den Umgang mit Schwangeren ohne Versicherung, damit Kliniken und Ärzte nicht auf Kosten sitzenblieben und die betroffenen Frauen eine Chance hätten, Rechnungen zu begleichen. Vorbildlich agiert nach Aussage ehrenamtlicher Helfer die Landeshauptstadt Mainz, deren Sozialamt mit den Kliniken eine Kostenübernahme ausgehandelt hat.
Nach geltender Rechtslage werden die Kosten einer Geburt in Deutschland immer der Mutter zugerechnet – selbst in Fällen, in denen der Vater Deutscher ist und eine Familienversicherung des neugeborenen Kindes möglich wäre. Die Kliniken stellen für eine natürliche Geburt ohne Komplikationen rund 3.500 Euro in Rechnung, bei Frühgeburten mit intensivmedizinischer Betreuung beliefen sich die Kosten teils auf mehrere Hunderttausend Euro pro Fall. Die Vereine in Rheinland-Pfalz betreuen jährlich eine zweistellige Zahl von Schwangeren, die keine gültige Versicherung besitzen.