Berlin – Der frühere SPD-Vorsitzende Franz Müntefering hat konkrete und schnelle Verbesserungen für pflegende Angehörige gefordert. In einem Beitrag für die in Berlin erscheinende evangelische Wochenzeitung „Die Kirche“ fordert Müntefering für pflegende Arbeitnehmer einen jährlichen Anspruch auf zehn arbeitsfreie Tage. Was Eltern kranker Kinder zustehe, müsse auch bei Verhinderung durch Pflegeaufgaben gelten, schreibt Müntefering als Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen. Arbeitnehmer haben heute einmalig das Recht, zehn Tage freizunehmen, wenn plötzlich ein Angehöriger pflegebedürftig wird.
Die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege sei schwierig und müsse leichter werden, so Müntefering. Als weiteren Schritt fordert der frühere Arbeits- und Sozialminister die Möglichkeit mehrmonatiger Freistellungen im Beruf mit einem Rückkehrrecht auf den alten Arbeitsplatz. Bisherige Angebote wie etwa ein zinsloses Darlehen zur Überbrückung von Verdienst-Einbußen würden nicht angenommen. Die Pflege zu Hause sei aber quantitativ und qualitativ von großer Bedeutung.
Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland, forderte mehr und besser bezahltes Pflegepersonal. Die Politik habe die kritische Lage zwar erkannt, die Personalsituation aber nicht verbessern können, erklärte er. Gemeinsam mit dem Evangelischen Verband für Altenarbeit und Pflege setzt sich die Diakonie dafür ein, dass Pflegekräfte nach Tarif bezahlt werden, dies aber nicht zulasten der Pflegebedürftigen gehen soll.
Unterschiedlichen Angaben zufolge fehlen in der stationären und ambulanten Pflege sowie in den Krankenhäusern in Deutschland mehrere zehntausend Pflegekräfte. Insgesamt arbeiten mehr als eine Million Menschen in der Pflege. Die Zahl der Pflegebedürftigen liegt bei rund drei Millionen. epd
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