Frankfurt a.M. (epd). Nach der Corona-Zwangspause setzen Buchhandel und Verlage in die diesjährige Frankfurter Buchmesse große Hoffnungen. Der Branche sei es zwar gelungen, in der Pandemie viele Prozesse des Buchgeschäfts ins Internet zu verlagern, sagte die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Frankfurt am Main. Als Begegnungsort und Bühne für das Buch aber hätten die Messen der Literaturwelt «unglaublich gefehlt». «Im digitalen Raum ist vieles möglich, aber die Buchbranche braucht dringend auch den persönlichen Austausch, in dem Energie und Ideen entstehen», sagte sie.
Die Branche habe die Krise zwar vergleichsweise gut überstanden, gerade der stationäre Buchhandel jedoch hinke seinen früheren Umsätzen noch hinterher, erklärte Schmidt-Friderichs: «Die Zahlen werden Monat für Monat besser, aber wir brauchen dringend ein gutes Weihnachtsgeschäft.» Der Berufsverband hoffe darauf, dass die wieder in Präsenz stattfindende Buchmesse vom 20. bis 24. Oktober dazu
beiträgt. Bei allen Akteuren sei gerade ein Mix aus «ganz großer Hoffnung, viel Wiedersehens-Vorfreude und viel Sehnsucht nach dieser Aufmerksamkeit fürs Buch» zu spüren. «Man hört das Herzklopfen», sagte die Vorsteherin. Im vergangenen Jahr war die Frankfurter Buchmesse coronabedingt ins Digitale verlegt worden, das Branchentreffen in Leipzig im Frühjahr fiel 2020 und 2021 aus.
Die Wiederaufnahme biete den Unternehmen die Möglichkeit, ihre Lebendigkeit wieder vor Ort zu demonstrieren, sagte Schmidt-Friderichs. Das könnten Zahlen, Daten und Fakten nur bedingt ersetzen. «Wenn man sich an die riesigen Menschenschlangen vor Lesungen 2019 erinnert und daran, wie begeistert Leserinnen und Leser ihre Autorinnen und Autoren fast wie Popstars gefeiert haben, dann ist das einfach etwas ganz anderes als Bestseller-Rang 26», sagte sie.
Eine Stimmung wie vor der Pandemie werde sich dieses Mal indes noch nicht wieder einstellen. Denn während früher an Publikumstagen bis zu 100.000 Menschen auf das Frankfurter Messegelände kamen, erlaubt das Corona-Hygienekonzept in diesem Jahr maximal 25.000 pro Tag. «Diesmal wird es eben weniger riesige Stände und Gewusel geben, sondern alles wird ein bisschen kleiner und mit mehr Abstand», sagte die Börsenvereins-Vorsteherin. «Aber wir werden uns über das kleinere Format hinwegfreuen.» Manche verglichen die bevorstehende Buchmesse unter dem Motto «Re:connect» («Wiederbegegnung») gar mit der ersten nach dem Zweiten Weltkrieg, sagte sie: «Die muss besonders toll gewesen sein, alte Branchengranden erzählen immer noch ihren Enkeln davon.»
Aus der Corona-Zeit geht das Buch aus Sicht des Börsenvereins insgesamt gestärkt hervor. «Es hat sich vom ersten Lockdown an als Medium in der Krise bewährt», sagte Schmidt-Friderichs. «Viele Leser, auch jüngere und jüngste, haben häufiger zum Buch gegriffen.» Digitale Fortschritte etwa bei Onlineshops hätten die Sparte zudem noch zukunftsfitter gemacht: «Das nehmen wir aus Corona dankbar mit und geben es nicht wieder her.»