Vorfreude auf Weihnachten – die macht sich derzeit immer stärker bemerkbar. Bei vielen jedenfalls. Tatort-Star Harald Krassnitzer sieht das ganz anders. Doch er mag Weihnachtskomödien und lobt seine Wahlheimat Wuppertal.
Wenn andere Menschen feiern, fühlt sich Schauspieler Harald Krassnitzer (64; “Tatort Wien” u.a.) eher unwohl: “Es gibt zwei Feste im Jahr, die für mich immer eine gewisse Not bedeuten. Das eine ist mein Geburtstag und das andere Weihnachten,” sagte er der “Neuen Osnabrücker Zeitung” (Freitag): “Da gibt es so viele Vorgaben für Gefühle und Situationen, dass es keinen Raum mehr für eigene Entscheidungen gibt.”
Man sei an diesen Tagen immer genötigt, bestimmte Dinge einzuhalten, dass man den eigentlichen Anlass völlig aus den Augen verliere, fügte er hinzu: “Dann schafft man am Abend vor lauter Erschöpfung gerade noch ein Glas Wein und denkt: Wie absurd, die stillste Zeit im Jahr und du bist völlig streichfähig. Und dann geht’s nach diesen drei Tagen schon aufs nächste Ziel Silvester zu.”
Er und seine Frau, die Schauspielerin Ann-Kathrin Kramer, hätten “wirklich Jahre gebraucht, bis wir Weihnachten so reduziert hatten, dass wir es mögen,” ergänzte Krassnitzer: “Wir treffen uns mit Menschen, die wir mögen, kochen gemeinsam, sitzen da, quatschen und machen kein großes Brimborium. Wir machen keine Geschenke mehr außer an Leute, von denen wir wissen, dass sie es wirklich brauchen.”
Allerdings möge er Weihnachtskomödien, räumte der “Tatort”-Star ein, der am Donnerstag im ARD-Film “Engel mit beschränkter Haftung” (5. Dezember, 20.15 Uhr, vorab in der Mediathek) als Schutzengel mit Burnout-Syndrom zu sehen ist: “Mir tun wirklich gelungene Komödien gut, weil ich merke, welchen Entspannungswert sie haben und dass dieses Genre Film dich immer noch für einen Moment entführen und beseelen kann.”
Ein vorweihnachtliches Kompliment machte der Österreicher seiner Wahlheimat Wuppertal: Anders als in großen Zentren seien die Menschen hier “viel näher an den Problemen und Sorgen” und setzten daher viel pragmatischer Dinge um: “Ich habe es noch nie in einer anderen Stadt so erlebt, wie engagiert hier die Bürgerschaft ist. Man kann sagen, 80 Prozent der Kulturinitiativen und ein sehr hoher Anteil der sozialen Initiativen, die hier stattfinden, wären ohne diese Bürgerschaft nicht möglich, die mit beträchtlichen finanziellen Mitteln zur Stelle ist.”
In Wuppertal, so Krassnitzer weiter, werde praktiziert, was im Grundgesetz steht: Eigentum verpflichtet. “Hier sind Leute sehr unprätentiös engagiert, ohne dabei auf den Eigennutz und Marketingvorteile zu achten. Es wird als stille Verpflichtung angesehen, und das finde ich toll.”