In Hannover soll künftig eine Gedenktafel an das ehemalige „Judenhaus“ in der Herschelstraße 31 erinnern. Auf Initiative des Sozialverbands Deutschland und der Landeshauptstadt sei die Tafel an der Fassade des Gebäudes angebracht worden, teilte die Stadt am Mittwoch in Hannover mit. Sie soll am 9. Oktober bei einer Gedenkveranstaltung enthüllt werden.
Der Sozialverband hat seit 1957 in der Herschelstraße 31 seine Landesgeschäftsstelle. Auf demselben Grundstück habe es während des nationalsozialistischen Regimes von 1941 bis 1943 ein sogenanntes „Judenhaus“ gegeben, hieß es. Bis zu 150 Menschen seien gezwungen worden, darin zu leben und seien Kontrolle, Gewalt und Willkür der Gestapo ausgeliefert gewesen, sagte eine Sprecherin.
Bei der Veranstaltung werde die Zeitzeugin Ruth Gröne von ihrer Kindheit in dem „Judenhaus“ berichten. Ebenfalls erwartet werden Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) und Dirk Swinke, Vorstandsvorsitzender des Sozialverbands Deutschland in Niedersachsen. Alexander Kovtun, Rabbiner der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover, werde ein Totengebet halten.
Im September 1941 mussten den Angaben zufolge mehr als 1.200 hannoversche Jüdinnen und Juden ihre Wohnungen räumen. Sie wurden gezwungen, in sogenannte „Judenhäuser“ zu ziehen. Dazu zählte auch das Haus in der Herschelstraße 31. Von 150 jüdischen Mietern wurden 85 im Dezember 1941 nach Riga deportiert. Rund 40 mussten in andere „Judenhäuser“ umziehen. Bei der Ausbombung des Hauses am 9. Oktober 1943 wohnten dort noch ungefähr 60 Menschen.