Die Kulturbehörde hat am Montagabend im Literaturhaus Hamburg zwölf Autorinnen und Autoren mit dem Hamburger Literaturpreis 2024 ausgezeichnet. Als Buch des Jahres kürte eine unabhängige Fachjury die Novelle „Ich kann dich noch sehen (an diesen Tagen)“ der Autorin Simoné Goldschmidt-Lechner, wie die Kulturbehörde am Dienstag mitteilte. Der Sachbuchpreis der „Zeit“-Stiftung Bucerius ging an die Historikerin Ruth Hoffmann für ihr Werk „Das deutsche Alibi. Mythos ‘Stauffenberg Attentat’ – wie der 20. Juli 1944 verklärt und politisch instrumentalisiert wird“.
Goldschmidt-Lechners Novelle reflektiere in Deutschland herrschende Machtstrukturen und erzähle dabei die Geschichte einer Selbstermächtigung, die Hoffnung macht, sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD). Dabei sei das Buch „ebenso aktuell wie literarisch, weil es ihr gelingt, Politik in Poesie zu verwandeln“. Hoffmann analysiere in ihrem Sachbuch präzise, wie der 20. Juli 1944 die deutsche Nachkriegszeit bestimmt und bis in die 1970er Jahre das deutsche Selbstbild geprägt habe. „Sie hält bundesdeutscher Verklärung, politischer Instrumentalisierung und rechtsextremen Verdrehungen nüchtern die Fakten entgegen und leistet damit einen starken Beitrag zur deutschen Erinnerungskultur“, befand Brosda.
Ausgezeichnet in der Kategorie Roman wurden Magdalena Saiger für „Traudel“ und Markus Schneider für „Du & ich & Martinez/Scheffel“. Der Preis in der Kategorie Erzählung ging an Anna Bytom für „Einsamkeit“ und Lara M. Gahlow für „Vorwiegend festkochend“.
In der Kategorie Lyrik, Drama, Experimentelles gewann Carsten Brandau für „2 (theater)“. Preisträgerin in der Kategorie Kinder- und Jugendbuch wurde Silas Matthes für sein Buch „Kein Netz“. Eva Müller erhielt den Preis für „Anna“ in der Kategorie Comic.
Preise für literarische Übersetzungen gingen an Cornelius Hartz („Oben in den Wäldern“/„North Woods“ von Daniel Mason aus dem amerikanischen Englisch), Jonis Hartmann („Haiku“ von Richard Wright aus dem amerikanischen Englisch) und Markus Lemke („Aus dem Nichts kommt die Flut“ von Uri Jitzchak Katz aus dem Hebräischen).
Die Hamburger Literaturpreise umfassen eine Gesamtsumme von 84.000 Euro. Die Preise für Literatur sind jeweils mit 8.000 Euro dotiert, die Übersetzungspreise mit 4.000 Euro. In diesem Jahr hatten sich 276 Schreibende am Wettbewerb beteiligt.