Gut eine Woche vor der geplanten Verabschiedung der Pflegereform im Bundestag erklärte Bentele: „Wir wissen, wo es hakt und wer Unterstützung braucht – und dann folgt vonseiten der Politik nichts.“ Die VdK-Chefin übergab eine Studie zur häuslichen Pflege an Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), für die 54.000 VdK-Mitglieder befragt worden waren. Der Sozialverband fordert einen Pflegelohn für Angehörige.
Die Studie wurde im Auftrag des VdK an der Universität Osnabrück erstellt und ist nach Angaben des Verbandes die bisher umfangreichste Erhebung zur häuslichen Pflege. In Teilen sind die Ergebnisse bereits 2022 veröffentlicht worden. Danach sind drei Viertel der Pflegenden Frauen. Jede und jeder Zweite schränkt die Berufstätigkeit ein. Ein Drittel der Pflegenden plagt sich den Angaben zufolge mit finanziellen Sorgen. Jeder Dritte fühlt sich von der Pflege überfordert. Mehr als die Hälfte der Haushalte verzichten auf Hilfe durch Pflegedienste, weil sie zu viel zuzahlen müssten.
Beantragung der Leistungen zu kompliziert
Trotz ihrer Belastung verzichten pflegende Angehörige dem VdK zufolge jedes Jahr insgesamt auf Leistungen der Pflegeversicherung in Höhe von zwölf Milliarden Euro, weil sie nicht bekannt sind, die Beantragung zu kompliziert oder das Angebot am Ort gar nicht vorhanden ist. Bentele forderte die Ampel-Koalition auf, eine weitere Reform auf den Weg zu bringen: „Die im Koalitionsvertrag versprochene Stärkung der häuslichen Pflege muss endlich ins Gesetz.“
Die Koalition ringt derzeit darum, ob im Rahmen der aktuellen Reform zumindest die Entlastungsangebote für pflegende Angehörige vereinfacht werden. Für 2024 ist eine leichte Erhöhung des Pflegegeldes und der Sachleistungen für die häusliche Pflege vorgesehen. Zum 1. Juli sollen die Beiträge steigen, um die zunehmend defizitäre Pflegeversicherung zu stabilisieren.