In der holzbeplankten Fassade des 2011 errichteten Neubaus der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) im mecklenburgischen Gülzow (bei Güstrow) leben nach FNR-Angaben mehrere 100 Mückenfledermäuse. Das sei 2024 bei Sanierungsarbeiten am benachbarten denkmalgeschützten Pferdestall am FNR-Standort festgestellt worden, teilte die FNR am Donnerstag in Gülzow mit. Bei den Tieren handelt es sich um die kleinste europäische Fledermausart. Die Tiere haben eine Körperlänge von 3,5 bis 5 Zentimetern und wiegen 4 bis 7 Gramm.
„Die Mückenfledermaus wurde erst 2003 als eigene Art ausgewiesen. Sie ist eine der häufigen Fledermausarten und bei uns in Mecklenburg-Vorpommern weit verbreitet“, sagte laut Mitteilung Matthias Grothe vom Bützower biota-Institut für ökologische Forschung und Planung, der seit gut zehn Jahren unter anderem Fledermausbestände in MV im Blick behält. Mückenfledermäuse bevorzugen Grothe zufolge „verschiedene Spaltenquartiere an und in Gebäuden; die Holzverschalung am FNR-Neubau ist für sie sehr geeignet“.
Dass die Population zuvor den aktuell im Umbau befindlichen Pferdestall besiedelt haben könnte, schließe Grothe aus, hieß es. Auf dem dortigen Dachboden „wäre in dem Fall in größerem Umfang Kot nachweisbar gewesen“, sagte er. Denkbar sei, dass die Tiere aus der Gülzower Sporthalle – dort wurden erstmals 2020 bei einer Zählung 149 und drei Jahre später 302 erwachsene Mückenfledermäuse nachgewiesen – in das FNR-Bauwerk umgezogen sind. Ein Quartierwechsel komme bei den meisten Fledermausarten regelmäßig vor.
Die Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) gehört zu den lebendgebärenden Säugetieren. Sie steht unter Naturschutz und besiedelt vor allem naturnahe Auwälder und gewässernahe Laubwälder. Ihre Wochenstubenquartiere befinden sich häufig in Außenverkleidungen von Häusern, in Hohlwänden oder Baumhöhlen. Sie ernährt sich von kleineren Insekten. Im Bereich der Forstwirtschaft ist die Mückenfledermaus durch den Rückgang von Auwäldern gefährdet, in Siedlungen durch Quartierverluste bei Umbauten.
Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe ist ein Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Sie wurde 1993 auf Initiative der Bundesregierung ins Leben gerufen, um Forschungs-, Entwicklungs- und Demonstrationsprojekte im Bereich nachwachsender Rohstoffe zu koordinieren.