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Große Party zum 125. Geburtstag des Elbe-Lübeck-Kanals

Das Festival „KulturSommer am Kanal“ im Kreis Herzogtum Lauenburg dreht sich in diesem Jahr um den 125. Geburtstag des Elbe-Lübeck-Kanals. Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) persönlich eröffnete die Wasserstraße zwischen Lübeck und Lauenburg am 16. Juni 1900. Auf 62 Kilometern verbindet der Kanal die Elbe mit der Ostsee und öffnet damit Häfen wie Lübeck, Wismar oder Rostock einen Zugang zum europäischen Wasserstraßen-Netz. Die vierwöchige Geburtstagsparty startet mit einem Chorfest in Siebeneichen am 28. Juni. Mehr als 100 Veranstaltungen sollen folgen.

„Künstler, Freischaffende und Akteure haben sich mit dem Element Wasser und eben dieser historischen Wasserstraße auseinandergesetzt“, sagt Klaus Schlie, Präsident der Stiftung Herzogtum Lauenburg, die den „KulturSommer“ seit 20 Jahren veranstaltet. In vielen Orten entlang des Kanals sind bis zum 28. Juli Lesungen, Ausstellungen, Konzerte und Aufführungen geplant. So öffnet am 28. Juni ebenfalls in Siebeneichen eine Schau mit Werken von Kindern, die ihre Sicht auf den Kanal zeigen.

Natürlich wird auch der Kanal selbst zur Festivalbühne: Unter dem Motto „Klabauterklön und Wasserwesen“ bietet das Theater Lübeck eine musikalische Schiffsreise an, die am Steg an der Seestraße in Mölln startet. Am 19. Juli ist Premiere auf dem „lütten Damper“, insgesamt gibt es vier Mal die Möglichkeit mitzuschippern. Am selben Tag findet in der Lohgerberei in Mölln ein Waterkant Poetry-Slam statt. Das Lauenburger Elbschifffahrtsarchiv gibt außerdem Einblick in die 125-jährige Geschichte des Kanals.

Ein fröhliches Hafenfest ist am 27. Juli an der Berkenthiner Kanalschleuse geplant. Freiluftkino wird Cineasten am 25. Juli im Möllner Luisenbad geboten. Direkt am Wasser, untermalt mit Live-Musik, wird der Stummfilm „Wasser hat keine Balken“ von 1928 gezeigt.

Die große Sause zu Ehren des Kanals ist berechtigt: Die Wasserverbindung zwischen der Elbe und Lübeck ist eine der ältesten der Welt. 1398 bauten die Lübecker den Stecknitzkanal fertig, der Salz aus den Lüneburger Salinen in die Ostseehäfen brachte. Der Stecknitzkanal gilt als Vorläufer des Elbe-Lübeck-Kanals. Das „weiße Gold“ aus Lüneburg war damals zur Konservierung von Fisch und Fleisch heiß begehrt. Der künstliche Kanal, der Stecknitz und Trave verband, war nur elf Kilometer lang. Er musste aber die Wasserscheide von Nord- und Ostsee mit einem Höhenunterschied von 16 Metern überwinden. Mit 17 doppelwandigen Kammerschleusen wurde ein System aufgebaut, das damals einmalig in Europa war.

Politische Querelen um den Ausbau und die Konkurrenz der Eisenbahn brachten die Schifffahrt auf dem Stecknitzkanal Ende des 19. Jahrhunderts fast zum Erliegen. Als im Norden Schleswig-Holsteins auch noch der Nord-Ostsee-Kanal geplant wurde, hatten die Lübecker Kaufleute Sorge, von Hamburg wirtschaftlich abgehängt zu werden. In nur vier Jahren wurde der neue Kanal gebaut, der die Fahrtzeit der Schiffe von acht Tagen auf acht Stunden reduzierte.

Der Elbe-Lübeck-Kanal verhalf dem Lübecker Hafen zum Aufschwung. Die Spitze wurde 1939 erreicht, als auf der Wasserstraße 2,5 Millionen Tonnen Güter transportiert werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg spielte der Kanal eine wichtige Rolle für den Wiederaufbau Hamburgs, der erhebliche Mengen Kies erforderte.

Doch die mangelnde Wassertiefe und das Schleusensystem wurden Ende des 20. Jahrhunderts zum Problem, große Schiffe konnten nicht mehr voll beladen werden, viele passten nicht mehr in die Schleusen. 1999 wurden noch 1,1 Millionen Tonnen Güter über den Kanal transportiert, 2023 waren es nur noch 270.455 Tonnen.

Ein geplanter Ausbau des Kanals für 840 Millionen Euro wurde vom Bund im Februar 2020 wegen zu geringer wirtschaftlicher Auslastung gestoppt. Die Biologin und ehemalige FDP-Bundestagsabgeordnete Christel Happach-Kasan bedauert diese Entscheidung. „Es wäre deutlich umweltschonender, den Gütertransport von der Straße auf die Schiene und den Kanal zu verlagern“, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auch die Industrie- und Handelskammer zu Lübeck wirbt für einen Kanalausbau.

Derweil entdecken immer mehr Freizeitkapitäne den Elbe-Lübeck-Kanal als Naturidyll für sich. Und das Kanalufer wird von Radlern nicht nur der schönen Landschaft wegen gut angenommen: Auf 62 Kilometer Länge findet sich keine einzige Steigung.