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Groß-Event zu 125 Jahre Christianisierung in Ruanda

125 Jahre Christentum in Ruanda – das feierten Zehntausende Menschen am Wochenende im Stadion von Kigali. Der Völkermord von 1994 kam eher am Rande zur Sprache. Leo XIV. mahnte aber, weiter nach Aussöhnung zu streben.

Mit einer Messfeier im größten Fußballstadion des Landes hat Ruanda am Wochenende den 125. Jahrestag seiner Evangelisierung gefeiert. Offiziell rund 45.000 Menschen versammelten sich im Amahoro-Stadion in Kigali, wo Staat und Kirche das Jubiläum als Zeichen nationaler Einheit und Versöhnung würdigten. Hauptzelebrant des Gottesdienstes mit internationalen Gästen war Kigalis Erzbischof, Kardinal Antoine Kambanda. Der erste Kardinal aus Ruanda würdigte eine “ungebrochene Glaubenskraft der Gemeinden”.

Ministerpräsident Justin Nsengiyumva lobte in seiner Rede die Kirchen als “entscheidende Partner beim Wiederaufbau unseres Landes”. Sie hätten wesentlich zum neuen Aufbau von Vertrauen nach dem Völkermord von 1994 beigetragen. Auch hob er die Rolle der Kirche für Familien, Jugendliche und besonders für vulnerable Gruppen hervor und erinnerte daran, dass Einheit, Heilung und soziale Stabilität “nur durch Opferbereitschaft, Mut und Liebe” möglich geworden seien.

Der Regierungschef betonte zudem eine gemeinsame Verantwortung von Staat und Religionsgemeinschaften für Bildung und Wohlergehen der Bevölkerung: “Ein Kind, das lernt, bedeutet ein Land, das aufgebaut wird.” Die Kirche bleibe ein “starker Pfeiler der Entwicklung Ruandas”.

Ein Höhepunkt der Feier war die Verlesung der Botschaft des Papstes durch den Vatikanbotschafter, Erzbischof Arnaldo Sanchez Catalan. Leo XIV. ließ ausrichten, er erinnere dankbar an die ersten Missionare in Ruanda und an alle, die “durch ihren Glauben und ihre Großherzigkeit geholfen haben, das Evangelium hier zu verwurzeln”. Die Christen in Ruanda ermutigte er, dem Geist von Versöhnung, Frieden und des gegenseitigem Respekt treu zu bleiben.

Die Ankunft christlicher Missionare in Ruanda um 1900 war Teil umfassender Missionsbestrebungen in der Region der Großen Seen. Die Ordensleute der “Weißen Väter” (Gesellschaft der Missionare von Afrika) errichteten erste Missionsstationen, die außer auf Glaubensverkündigung auch auf den Aufbau von Bildungs- und Gesundheitsstrukturen abzielten. Die katholische Gemeinschaft wuchs schnell; ab etwa 1950 gab es auch einheimische Bischöfe.

Die Kirche spielte aber auch eine ambivalente Rolle in der Gesellschaft, da ihre Strukturen ethnische Unterschiede zwischen vermeintlichen Volkgruppen der Hutu und Tutsi teilweise verstärkten. 1994 erreichte der Genozid in Ruanda, bei dem binnen weniger Wochen wohl mehr als 800.000 Menschen ermordet wurden, auch die Kirchen: Viele Geistliche und Gemeindemitglieder wurden Opfer der Gewalt, während andere Schutz boten oder manche sogar zu Tätern wurden.

Nach 1994 engagierte sich die katholische Kirche stark im Wiederaufbau, für Versöhnung und Trauma-Bewältigung. Auch reflektierte sie ihre eigene Rolle kritisch.