„Bach romantisch“ lautet das Motto der 78. Greifswalder Bachwoche, die vom 3. bis 9. Juni in der vorpommerschen Hansestadt insgesamt 37 Musik-Veranstaltungen in Kirchen und an anderen Orten bietet. Die Veranstalter knüpfen mit dem Motto an den 250. Geburtstag des romantischen Malers Caspar David Friedrich (1774-1840) an, der dieses Jahr in seiner Geburtsstadt Greifswald mit viel Programm gefeiert wird. „In der Zeit der Romantik ist auch die Musik Johann Sebastian Bachs wiederentdeckt worden“, erklärte Festivalleiter und Kirchenmusiker Frank Dittmer am Dienstag in Greifswald. „Die Bachwoche erinnert an dieses musikalische Umfeld Caspar Davids Friedrichs.“
Höhepunkt soll am 8. Juni um 20 Uhr die Aufführung der Bachschen Matthäuspassion im Greifswalder Dom sein – in der Fassung, die Mendelssohn Bartholdy vor 195 Jahren schuf. „Mendelssohn war großer Bach-Fan, er war überzeugt, dass Bachs Musik der Höhepunkt der musikalischen Entwicklung überhaupt sei“, sagte Dompastor Tilman Beyrich.
Wie üblich gehören zum Bachwochen-Festival gottesdienstliche Morgenmusiken (kostenlos), außerdem Nachmittags-, Abend- und Nachtkonzerte, Vorträge, Kinder- und Jugendkonzerte, dazu Mitsingprojekte. Und im Vorwege auch der Cantate-Bach-Wettbewerb (31. Mai bis 2. Juni), der in der Regel hochkarätige junge Sänger und Sängerinnen aus ganz Deutschland und dem Ausland anzieht.
Eine besonders romantische Atmosphäre sollen dieses Mal einige Orte im Freien schaffen, darunter der idyllische Pfarrgarten in Starkow bei Barth, in dem ein Liedernachmittag geplant ist. Eine Kammermusik wird im Gewächshaus des Botanischen Gartens der Uni Greifswald erklingen, eine Abendserenade im Museumshafen der Stadt zwischen alten Schiffen und einem möglicherweise leuchtenden Abendhimmel. „Wir hoffen, dass es aussieht wie in Friedrichs Gemälde vom Greifswalder Hafen“, sagte Beyrich lächelnd.
Weitere kleine Besonderheiten sind der Friedrich-Begeisterung zu verdanken: So findet eine der täglichen Morgenmusiken, bei denen Bach-Kantaten im gottesdienstlichen Rahmen aufgeführt werden, schon um 8 Uhr morgens im Dom statt. „Zwischen 7 und 8 Uhr morgens steht die Sonne so weit im Osten, dass die neuen Friedrich-Fenster im Dom ganz besonders leuchten, das volle Spektrum der roten und lila Farben zu sehen ist“, erklärte Tilman Beyrich. Die Begeisterung für diese Fenster, die auf einen Entwurf von Friedrich zurückgehen und im Frühjahr eingeweiht wurden, sei enorm groß. „Wir haben jetzt jeden Tag etwa 500 bis 700 Besucher im Dom, vorher waren es um die 100“, erzählte Beyrich. „Wir wissen, dass nicht wenige von außerhalb anreisen, extra, um die Fenster zu sehen.“ Die Menschen seien im Friedrich-Fieber. „Das ist total schön.“
Zu den Veranstaltungen der Bachwoche werden wieder rund 10.000 Besucher erwartet, wegen des „Friedrich-Fiebers“ vielleicht sogar mehr. „Der Vorverkauf läuft sehr gut“, sagte Heike Aé vom Kartenbüro der Festwoche. „Es sind bereits 4.000 Karten verkauft, wir hoffen, dass es noch einmal so viele werden.“ 16 der 37 Veranstaltungen sind kostenlos, über den Kartenverkauf also nicht zu erfassen. Allein bei den Morgenmusiken seien es traditionell 300 bis 500 Besucher, sagte Aé.
Besonders hoch ist den Angaben zufolge im Vorverkauf die Nachfrage nach dem Konzert „CasparDavid250“, das der Dresdner Kreuzchor am Montag, 3. Juni, um 20 Uhr im Dom geben wird. Dagegen könnte das zeitgenössische Oratorium von Immanuel Ott am 6. Juni um 20 Uhr im Dom, eine Uraufführung, noch mehr Zuspruch bekommen, meinte Heike Aé. Auch Beyrich und Dittmer betonten, man brauche keine Angst vor dieser modernen Musik zu haben. „Man kriegt da richtig was geboten“, sagte Beyrich. Viele verschiedene Instrumente erklängen, „es ist eine beeindruckende Musik und sehr, sehr schön“.