Greenpeace-Aktivisten haben am Mittwoch in Hamburg eine Protestaktion gegen CO2-Endlager in der Nordsee gestartet. Anlässlich der „Carbon Capture Technology Expo Europe“-Messe, laut Greenpeace die weltgrößte Messe für Kohlendioxid-Speicherung, spannten die Umweltschützer über dem Eingang der Messe Hamburg ein Banner mit der Forderung „CO2 vermeiden statt verstecken“, wie Greenpeace mitteilte. Die Messe für Abscheidung, Speicherung und Nutzung von Kohlenstoffdioxid findet am Mittwoch und Donnerstag in Hamburg statt.
Die anstehende Novelle des Kohlenstoffspeichergesetzes soll die Speicherung von Kohlendioxid im Untergrund (CCS) in Deutschland erstmals erlauben, informierte Greenpeace. Darin sehen die Umweltschützer einen „industriepolitischen Irrweg.“ Rückendeckung erhielten Umweltverbände von der im Oktober veröffentlichten Stellungnahme des Sachverständigenrates für Umweltfragen. Der Gesetzesentwurf aus dem Bundeswirtschaftsministerium unterschätze die Grenzen und finanziellen Risiken von CCS, während die Vorteile überbetont würden.
Geplant sei, CO2 aus Industrieprozessen bei der Produktion abzuscheiden und über Pipelines zu Deponien in der Nordsee zu transportieren. Diese Lagerung sei weder wirtschaftlich noch sicher, kritisierte Greenpeace. Ein Bericht des Instituts für Energiewirtschaft und Finanzanalyse rechne aus, dass für Bau und Betrieb der europäischen Vorhaben bis zu 140 Milliarden Euro an Steuergeld nötig seien. Leckagen am Meeresgrund können laut Greenpeace zu lokalen Versauerungen führen, mit tödlichen Folgen für dort lebende Mikroorganismen und Korallen.
Ein am Mittwoch veröffentlichtes Greenpeace-Hintergrundpapier betont die Rolle natürlicher Kohlenstoffsenken beim Klimaschutz. Geschützte, naturnahe Wälder, Moore und Seegraswiesen seien sicherer und nachhaltiger als technische Methoden zur CO2-Entnahme. Statt den Fokus der Klimapolitik auf riskante, teure Technologien wie CCS zu lenken, sollte die Bundesregierung die Renaturierung von Ökosystemen priorisieren, um sowohl Klima- als auch Biodiversitätskrisen zu bekämpfen, so eine der Schlussfolgerungen. Damit die Potenziale ausreichen, müssten allerdings alle vermeidbaren Emissionen reduziert werden. Dadurch würden auch unsichere CO2-Deponien hinfällig.