Der vom Bund geplante Neu- und Ausbau von Autobahnen und Bundesstraßen zerstört laut Greenpeace auf 6.600 Hektar natürliche Kohlendioxid-Speicher. Betroffen sind gut 5.600 Hektar Wald- sowie über 1.000 Hektar Moorflächen, in denen insgesamt mehr als 7,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) gespeichert sind, wie die Umweltschützer in Hamburg unter Verweis auf eine eigene, mit der Naturwald Akademie durchgeführte und am Donnerstag veröffentlichte Recherche mitteilten. Greenpeace forderte für den Verkehrswegeplan von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) einen „Klima- und Naturcheck“.
Die vom Straßenbau betroffenen Waldflächen in Deutschland speicherten nicht nur Millionen Tonnen klimaschädliches CO2, sondern sie entzögen der Atmosphäre jedes Jahr zusätzliche 40.000 Tonnen, erläuterte Greenpeace. Es müssten zwar für neue Straßen an anderer Stelle Wälder aufgeforstet und Moore wiederhergestellt werden, diese renaturierten Flächen erreichten ihre Schutzfunktionen für Tiere, Wasserhaushalt und Klima allerdings erst nach Jahrzehnten.
Greenpeace-Verkehrsexpertin Lena Donat erklärte: „Wir brauchen Wälder und Moore dringend als Schutz vor der Klimakrise. Sie dem Autobahnbau zu opfern, ist klimapolitisches Harakiri.“ Die Bundesregierung plane Straßen, ohne den Schaden für das Klima überhaupt zu kennen. Anstatt weiter zu betonieren, sollte der Bund „konsequent in den Ausbau klimaschonender öffentlicher Verkehrsmittel und in die Bahn investieren“.
Greenpeace kritisierte, das Bundesverkehrsministerium begründe die Fortführung des Autobahnausbaus vor allem mit seiner eigenen Verkehrsprognose. Der Prognose des Bundes zufolge nehme der Verkehr bis 2051 um 6,8 Prozent gegenüber 2019 zu, hatte Greenpeace am 14. Januar mitgeteilt. Eine Prognos-Studie im Auftrag der Umweltschützer zeige dagegen, dass gezielte politische Steuerung den Straßenverkehr verringern könnte – den früheren Greenpeace-Informationen zufolge für denselben Zeitraum um 22 Prozent.
Vor diesem Hintergrund hatte Greenpeace-Mobilitätsexpertin Marissa Reiserer am 14. Januar erklärt, es brauche „keinen zusätzlichen Meter Autobahn, sondern einen Verkehrsminister mit dem Willen zur politischen Veränderung“.