KÖLN – In der Evangelischen Kirche im Rheinland wird erstmals ein Kirchengebäude zur Synagoge. Die Kreuzkapelle in Köln-Riehl wurde am vergangenen Sonntag in einem Gottesdienst entwidmet. Sie soll künftig als Synagoge und Bildungszentrum der liberalen jüdischen Gemeinde „Gescher LaMassoret“ (Brücke zur Tradition) und ihres Dachverbands, der Union progressiver Juden in Deutschland, genutzt werden. Die Rabbinerin der Gemeinde, Natalia Verzhbovska, ist gleichzeitig Rabbinerin der Gemeinde „haKochaw“ in Unna.
„Die ehemalige Kapelle bleibt ein Gotteshaus. Gottes Dienst an den Menschen wird auch weiter hier gefeiert“, sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, in seiner Predigt. Als Geste der Versöhnung zwischen Juden und Christen überreichten Kinder der jüdischen Gemeinde den Gottesdienstteilnehmern Blumen und sangen vor dem Altarkreuz ein Lied.
Die evangelische Kirche hatte der heute 150 Mitglieder zählenden jüdischen Gemeinde bereits 2001 einen Raum der Kapelle für ihre Gottesdienste überlassen. Zwischen beiden Gemeinden entstanden seither enge Beziehungen. Als evangelische Gottesdienststätte wird die Kreuzkapelle nicht mehr benötigt.
Die Kreuzkapelle war 1934 durch den Umbau eines Betsaals in einem Bürgerhaus entstanden. In dem Gebäude wurde in der NS-Zeit geholfen, evangelische Gemeindeglieder mit jüdischen Wurzeln außer Landes zu bringen. Später wurden dort allerdings auch „Schlussgottesdienste“ für diese „nichtarischen“ Christen gefeiert, die trotz ihrer Taufe als Juden galten und in Ghettos und Konzentrationslager deportiert wurden.
Die bundesweit erste Synagoge in einer ehemaligen evangelischen Kirche war 2008 in Bielefeld eröffnet worden. Auch in Hannover wurde bereits eine evangelische Kirche in eine Synagoge umgebaut. epd
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Gotteshaus ohne Kreuz
In Köln wird erstmals in der Geschichte der rheinischen Landeskirche eine evangelische Kirche zur Synagoge. Präses Rekowski: Gottes Dienst am Menschen wird weiter gefeiert

Joern Neumann