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Gössl: An Weihnachten ist Gott uns schweigend nahe

Bambergs ernannter Erzbischof Herwig Gössl sieht in Weihnachten das Fest des schweigenden Wortes Gottes, das Trost und Hoffnung spendet. Mit dem Kind in der Krippe sei das Wort Gottes Fleisch geworden. “Doch das Wort blieb stumm. Denn Gott wurde Mensch als ein Säugling, der erst mühsam das Sprechen lernen muss, sagte Gössl laut Redemanuskript in seiner Predigt am ersten Weihnachtstag im Bamberger Dom. Gott stehe durch sein schweigendes Wort allen zur Seite, die aus verschiedenen Gründen keine Worte fänden. Er halte all diese Lebenssituationen mit aus.

Gott stellt sich nach den Worten von Gössl mit seinem Schweigen an die Seite all derer, die auf unterschiedliche Weise zum Schweigen gebracht werden. Als Beispiele nannte er die Opfer von Gewalt und Terror sowie von Vergeltungsschlägen und Kriegen im Nahen Osten und vielen anderen Orten in der Welt.

Zugleich erinnerte der Diözesanadministrator aber auch an die Opfer sexualisierter Gewalt: “Menschen, die von Tätern mundtot gemacht werden und die oft ihr ganzes Leben lang schweigen über die Gewalt, die viele schon als Kinder und Jugendliche erfahren haben, die schweigen, weil sie das Geschehene verdrängen, aus Scham und Verzweiflung, die keine Worte fanden für die Verbrechen, die ihnen angetan wurden.”

Gottes ewiges Wort sei Fleisch geworden, nicht um uns zu belehren, sondern um uns schweigend nahe zu sein, wo Worte versagen, so Gössl: “An Weihnachten dürfen wir feiern, dass Gottes schweigendes Wort und das Licht seiner schweigenden Gegenwart in all dem Dunkel unserer Tage leuchten und dass alles Dunkel dieser Welt dieses Licht niemals ersticken wird.”