Diskutiert wird heute: Muss es eine Weltinnenpolitik geben? Was können die Kirchen dazu beitragen?
Von Wolfgang Huber
Wir leben in der Einen Welt. Als die Teilung Europas und das Gegeneinander von Ost und West mit dem Fall der Berliner Mauer an ein Ende kam, wurde das vielen auf neue Weise bewusst. Die Teilung in eine Erste, Zweite und Dritte Welt wurde gegenstandslos. Neue Chancen eröffneten sich; zugleich wurden die Gegensätze, von denen die Eine Welt durchzogen ist, deutlicher bewusst. Der beste Beleg ist das World Wide Web: Alle Orte der Erde sind durch das „Netz“ eng und scheinbar mühelos miteinander verbunden. Nicht nur Nachrichten, sondern auch Güter und Dienstleistungen sind globalisiert. Globalisiert ist deshalb auch die Wirtschaft. Wirtschaftsunternehmen betätigen sich auf dem Weltmarkt, investieren in Billiglohnländern, konkurrieren um Absatzmärkte und Arbeitskräfte. Und vor allem: Finanzströme umkreisen den Globus; die Finanzmärkte haben sich von der Realwirtschaft weitgehend abgekoppelt.Diese weltweite Konkurrenz entfaltet nicht nur eine produktive, sondern auch eine zerstörerische Kraft. Das hat sich seit dem Kollaps von Lehman Brothers im Jahr 2008 deutlich gezeigt. Die Rendite-Interessen der Anteilseigner an Wirtschaftsunternehmen („Shareholder“) beherrschen die Wirtschaft. Wirtschaftliches Handeln wird nicht vom Interesse an sinnvollen Produkten und Dienstleistungen, sondern vom Profitinteresse getrieben. Dass Menschen ihre Arbeitskraft auf einem globalen Arbeitsmarkt anbieten müssen, löst einen massiven Druck auf Löhne und soziale Sicherungssysteme aus. Zwar gibt es Schwellenländer, in denen sich die wirtschaftliche Situation durch die Globalisierung verbessert; doch zugleich verschärft sich der Gegensatz zwischen Reich und Arm in der Einen Welt.
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