Die Gießener Ärztin Kristina Hänel hofft auf eine Liberalisierung des Abtreibungsrechts in Deutschland. „Ich denke, dass das Rad sich nicht zurückdreht – am Ende dreht es sich immer nach vorne. Ich weiß nur nicht, wann“, sagte Hänel dem Nachrichtenportal t-online. Zuvor hatte die von der Bundesregierung eingesetzte Kommission empfohlen, Schwangerschaftsabbrüche zumindest in der frühen Phase zu erlauben und nicht mehr im Strafrecht zu regulieren. Hänel war wegen des vor einigen Jahren noch gültigen Werbeverbots für Schwangerschaftsabbrüche verurteilt worden und dadurch bundesweit bekannt wurde
Die Bundesregierung ließ offen, ob sie noch in der laufenden Legislaturperiode eine Gesetzesänderung in Angriff nimmt. Sie strebt nach den Worten von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) einen breiten gesellschaftlichen und parlamentarischen Konsens an.
Abtreibung als Kassenleistung
Hänel hielte eine Gesetzesänderung für sinnvoll. „Für Schwangere und Mediziner würde ein Abbruch dann keine Straftat mehr darstellen“, sagte sie und fügte hinzu: „Die Stigmatisierung fiele ein Stück weit weg.“ Außerdem wäre ein Schwangerschaftsabbruch dann ein medizinischer Eingriff, der Kassenleistung. „Damit könnten Schwangere die Entscheidung frei von finanziellen Zwängen treffen“, sagte Hänel. Und Abtreibung könnte regulär als Thema im Medizinstudium behandelt werden.
Die Vorschläge der Regierungskommission haben für eine Diskussion gesorgt. Aus der katholischen Kirche kommen zahlreiche kritische Stimmen.