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Gesundheitsministerium weist VdK-Kritik an Pflegegeldkürzung zurück

Mehr pflegebedürftige Senioren, weniger pflegende jüngere Angehörige: Das bayerische Gesundheitsministerium erwartet durch den demografischen Wandel einen Rückgang der häuslichen Pflege. Deshalb werde man die frei werdenden Mittel aus dem Landespflegegeld „künftig für die Stärkung von Quartierkonzepten und den Ausbau alternativer Wohnformen“ einsetzen, erklärte ein Ministeriumssprecher am Freitag. Auch die Plätze für Kurzzeit-, Tages- und Nachtpflege sollen demnach ausgebaut werden, damit Menschen möglichst lange zuhause leben können.

Der bayerische Landtag hatte in dieser Woche zugestimmt, das Landespflegegeld von 1.000 auf 500 Euro pro Person zu reduzieren. Anspruch darauf haben Menschen mit Pflegegrad zwei oder höher, die ihren Hauptwohnsitz in Bayern haben und zuhause gepflegt werden. Das Landespflegegeld ist eine freiwillige Leistung des Freistaats, die es in dieser Form in keinem anderen Bundesland gibt.

Der Sozialverband VdK Bayern hatte die Halbierung des Landespflegegelds hingegen am Freitag kritisiert. „Die Staatsregierung ignoriert die Not vieler Menschen“, erklärte die Landesvorsitzende Verena Bentele laut einer Pressemitteilung. Die Kosten für häusliche Pflege seien „eine große finanzielle Belastung für die Familien“. Viele müssten sich nun noch stärker einschränken, so Bentele.

Auch die Landtags-SPD kritisierte die Entscheidung. „Wer wenig hat, braucht weiterhin die vollen 1.000 Euro“, sagte deren gesundheitspolitische Sprecherin Ruth Waldmann laut Mitteilung vom Freitag. Die Fraktion werde deshalb einen Antrag stellen, das Pflegegeld nach Bedürftigkeit zu staffeln. Als Nachweis reichten bereits vorliegende Bewilligungen wie für die Grundsicherung oder das Wohngeld.

Zugleich begrüßte Waldmann den vom Gesundheitsministerium angekündigten Ausbau der Pflegestrukturen. Die Pflege sei seit Jahren „eine Dauerbaustelle“. Frei werdende Mittel müssten „massiv in den Ausbau von Pflegeplätzen“ investiert werden. Man dürfe mit dem Geld „keine alten Löcher stopfen“, so die Abgeordnete.

Laut VdK werden in Bayern rund 520.000 Menschen zuhause gepflegt, das seien über 80 Prozent aller Personen mit einem Pflegegrad. Mehr als zwei Drittel von ihnen würden wiederum ausschließlich von Angehörigen versorgt. Insgesamt habe es im Jahr 2023 laut Landesamt für Statistik 632.000 Pflegebedürftige im Freistaat gegeben. (3917/12.12.2025)