Einen “Drive-In-Segen” bot die katholische Kirchengemeinde Sankt Laurentius in Bietigheim-Bissingen am Samstagnachmittag an. Fast wie im Schnellrestaurant. 25 Autos kamen und 5 Radfahrer, so die Initiatoren der Aktion.
Es war fast wie bei McDonald’s oder Burger King: Nur gab es kein Fast Food für den Leib, sondern für die Seele. Einen “Drive-In-Segen” bot die katholische Kirchengemeinde Sankt Laurentius in Bietigheim-Bissingen in Baden-Württemberg am Samstagnachmittag an. Die ungewöhnliche Aktion ähnelte einem Schnellrestaurant, an dem man kurz mit dem Auto vorfährt, seine Bestellung vom Fahrzeug aus aufgibt und sich dann das Bestellte abholt und weiterfährt.
Christian Turrey, für die Öffentlichkeitsarbeit der Kirchengemeinde zuständig, zog am Sonntag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) Bilanz: “Wir sind hoch zufrieden, dass trotz der Hitze so viele unser Angebot angenommen haben. Insgesamt haben sich 25 Autos mit rund 40 Insassen den Segen abgeholt, dazu 5 Menschen mit ihrem Rad.” Man werde die Aktion voraussichtlich im nächsten Jahr wieder anbieten. Es kamen “junge Leute, ganze Familien mit Kindern, ältere Ehepaare und Einzelne”.
Die Gemeinde hatte zuvor mitgeteilt, das neuartige Angebot richte sich an Führerscheinneulinge und Fahranfänger, “aber auch alle, die mit dem Auto oder anderen Fahrzeugen unterwegs sind”. Jeder könne spontan und ohne Voranmeldung vorbeikommen.
Für die Kirchengemeinde war es “ein Versuchsballon”. Erfahrungswerte aus anderen deutschen Diözesen, auf die man zurückgreifen könnte, seien ihm nicht bekannt, sagte Sebastian Schmid, Bildungsreferent im Bischöflichen Jugendamt des Bistums Rottenburg-Stuttgart, der KNA. “Die Idee hatten wir.” Nur in Österreich fänden sich ein paar vergleichbare “Drive-In-Segen”-Aktionen. Ähnliche Angebote waren bereits in der Corona-Zeit entstanden: Sternsinger boten einen “Segen to go” an, es gibt den “Gottesdienst to go”, oder zuletzt vor Ostern am Gründonnerstag in Fulda: eine ökumenische “Fußwaschung to go”.
Vier Stunden lang wurde nun am Nachmittag des 20. Juli vor der Laurentiuskirche der “Drive-In-Segen” gespendet – zwischen 14.00 und 18.00 Uhr. Vorher konnten die Empfänger fast wie bei McDonald’s aus einer Art Menü per Stelltafel ihre Option auswählen: Urlaubssegen, Segen für Fahranfänger, Familienreise-Segen, Pilgersegen oder Segen mit besonderem Anliegen.
Ein Ehepaar sei gleich mit drei Autos gekommen, berichtete Kirchengemeinderatsmitglied Turrey. “Erst mit einem Cabrio, dann mit dem Alltagsauto, und dann sind sie nochmal nach Hause gefahren und haben das Auto geholt, mit dem sie in Urlaub fahren wollen.” Eine Frau habe gesagt, sie blockiere öfters mal die Straße, wenn sie rückwärts auf ihren Hof einparkt. Darum brauche sie den Segen, “damit die anderen nicht ungeduldig werden, wenn sie rangiert”.
Ein Feuerwehrmann sei von einem Feuerwehr-Wettkampf in Murr gekommen und habe sich “im Uniformhemd den Segen abgeholt, in seinem roten Auto, das aber kein Feuerwehrauto war”. Ein anderer Autofahrer, der von der Aktion vorab im Radio erfahren hatte, habe erzählt, er sei über 70 Kilometer weit angereist, weil er die Segensidee “so schön” finde.
Die Pkw-Lenker fuhren unter einer drei Meter hohen Holzschranke durch, von der auf breiter Front Lametta bis zum Boden herunterhing – was an eine Art Autowaschstraße erinnerte. Dann stoppten sie kurz und bekamen durch das Seitenfenster den Segen zugesprochen.
“Mit Weihwasser”, wie Schmid betonte. Denn so werde auch “die andere Ebene” deutlich, das Spirituelle. Denn das Ganze solle “nicht ins Flapsige abdriften”. Bei der Aktion sei auch Gemeindepfarrer Roland Deckwart die ganzen vier Stunden im Einsatz gewesen. Die Segensbitte an Gott lautete zum Beispiel: “Segne dieses Fahrzeug und beschütze alle vor Unglück und Schaden, die in Beruf und Freizeit darin unterwegs sind. Gib, dass der Straßenverkehr und alle Teilnehmer sicher bleiben: menschlich, rücksichtsvoll und hilfsbereit.”