Der Schriftsteller und Historiker David Van Reybrouck erhält den Geschwister-Scholl-Preis 2023 für sein Buch “Revolusi. Indonesien und die Entstehung der modernen Welt”. Dies teilte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels – Landesverband Bayern und die Landeshauptstadt München am Donnerstag mit. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wird ihm am 28. November verliehen.
In der Begründung der Jury heißt es, in seinem Buch bringe Van Reybrouck die Befreiung Indonesiens aus der Kolonialherrschaft als packende Globalgeschichte von überraschender Aktualität nahe. Er schildere darin, wie eine junge Generation von Indonesierinnen und Indonesiern am Ende des Zweiten Weltkrieges weltweit das Streben nach einem Leben in Freiheit, Selbstbestimmung und Gerechtigkeit inspiriert habe.
Anschaulich rekonstruiere der Autor die rigide Klassengesellschaft der Kolonialzeit, die Brutalität, mit der die wechselnden Besatzer Indonesiens ihre Macht stabilisierten, sowie die jugendliche Energie, mit der sich die Unabhängigkeitsbewegung über die Grenzen von Kontinenten hinweg formierte. Van Reybrouck setze dabei auch den Indonesierinnen und Indonesiern ein literarisches Denkmal, die sich als Studierende in den Niederlanden während der deutschen Besatzung – mehr als der Durchschnitt der damaligen Bevölkerung – für den Schutz von verfolgten Jüdinnen und Juden eingesetzt hätten.
Mit “Revolusi” führe der 1971 in Brügge geborene Schriftsteller seine Methode der Oral History fort, die schon sein 2012 auf Deutsch erschienenes Buch “Kongo. Eine Geschichte” geprägt habe, heißt es. Die Erzählungen der Zeitzeugen, die Van Reybrouck in Altenheimen, entlegenen Dörfern und bis in die Bergregionen Nepals aufspürte, machten den einzigartigen Reichtum an Perspektiven und Lebenserfahrungen aus, die seine Bücher auszeichneten.
Der Geschwister-Scholl-Preis wird seit 1980 vergeben. Sinn und Ziel ist es, jährlich ein Buch jüngeren Datums auszuzeichnen, das von geistiger Unabhängigkeit zeugt und geeignet ist, bürgerliche Freiheit, moralischen, intellektuellen und ästhetischen Mut zu fördern und dem verantwortlichen Gegenwartsbewusstsein wichtige Impulse zu geben. Zu den Preisträgerinnen und Preisträgern zählten in den vergangenen Jahren unter anderen Andrej Kurkow, Joe Sacco, Dina Nayeri, Ahmet Altan, Götz Aly, Achille Mbembe, Glenn Greenwald, Otto Dov Kulka, Liao Yiwu, Joachim Gauck, Roberto Saviano, David Grossman und Anna Politkovskaja.