Jahreslosung 2019
Suche Frieden und jage ihm nach!
Nichts zeichnet einen Christen so sehr aus als dies: Friedensstifter zu sein.“ Der Satz klingt hochaktuell, ist aber schon uralt. Gesagt hat ihn Basilius der Große, eine der herausragenden Gestalten des Christentums im 4. Jahrhundert.
Ein Jahr nach Basilius‘ Tod wird das Christentum zur Staatsreligion erhoben. Ob Basilius geahnt hat, was daraus werden könnte? Was geschehen kann, wenn Religion und Macht ein Bündnis eingehen?
Oft gescheitert: Kirche als Friedensstifterin
Heute müssen wir bekennen, dass die christliche Kirche in der Geschichte an der Aufgabe, Friedensstifterin zu sein, immer wieder furchtbar gescheitert ist. Schlimmer noch, sie war selbst verwickelt in viele kriegerische Auseinandersetzungen. Manche von ihnen, wie etwa der Dreißigjährige Krieg, übersteigen das Vorstellungsvermögen. Im zu Ende gehenden Jahr, 400 Jahre nach seinem Ausbruch, haben wir uns an die Schrecken dieses Krieges erinnert.
Kirche ist in der Geschichte an der Aufgabe, Frieden zu schaffen, gescheitert, obwohl Christus selbst, nach dem wir uns nennen, uns als Friedensstifter vorausgegangen ist. In dem Kind in der Krippe von Bethlehem ist Gott unterwegs in seine Welt, um mit seinen Menschen Frieden zu schließen. Und die Engel stimmen dazu den Lobgesang an: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf
Erden ….“
Die Friedensbotschaft von Weihnachten nehmen wir mit der Jahreslosung mit in das neue Jahr: „Suche Frieden und jage ihm nach.“ Der Friede ist Geschenk und er ist Aufgabe zu-gleich. In dem Kind von Bethlehem kommt Gottes Frieden zur Welt; der Mann aus Nazareth ruft dazu auf, ihm auf diesem Weg zu folgen, selbst Friedensstifter zu werden.
„Suche Frieden und jage ihm nach.“ Es scheint manchmal, dass Unfriede sich wie von selbst ausbreitet. Ein Wort gibt das andere, eine Tat folgt der nächsten. Eine Spirale wird in Gang gesetzt, aus der auszubrechen so schwer ist. Der Friede jedoch muss gesucht werden, ja mehr noch, sagt der Psalmbeter: Jage ihm nach!
Wie geschieht das? Zwei Schritte auf dem Weg des Friedens benennt der Psalm unmittelbar vor dem Vers der Jahreslosung selbst:
Sprache kann verletzen und Unfrieden säen
Der erste Schritt: „Behüte deine Zunge vor Bösem…“
Unsere Sprache ist die Weise, mit der wir Menschen uns verständigen. Worte können heilen und Worte können verletzen. Wir erleben zurzeit eine Verrohung der Sprache in unserer Gesellschaft. Von den sozialen Medien bis hinein in die Parlamente geschieht es. Da wird gehetzt gegen Fremde, gegen Flüchtlinge; antisemitische Äußerungen greifen um sich. Die Sprache wird gebraucht, um Unfrieden zu säen, zu spalten, statt gemeinsam nach Wegen des Friedens zu suchen.
Der zweite Schritt: „Lass ab vom Bösen und tue Gutes.“
Nicht nur gute Worte sind gefragt, sondern auch die gute Tat. Die Tat, die sich dem nahen und dem fernen Nächsten zuwendet, das Eintreten für Gerechtigkeit, das ist Friedensarbeit. Wo wir uns an die Seite der Schwachen stellen, die Arbeit von „Brot für die Welt“ unterstützen oder die Obdachloseninitiative vor Ort, das sind Schritte auf dem Weg zum Frieden.
Nicht nur gute Worte; auch gute Taten!
Frieden, das ist in der Bibel Schalom. Und das ist viel mehr als die Abwesenheit von Krieg. Schalom meint, dass Menschen haben, was sie zum Leben brauchen. Schalom, das meint in guten Beziehungen zu leben, zu anderen Menschen, zu Gott und auch zu sich selbst. Schalom, das meint so etwas wie heil, ganz zu sein.
Also suchen wir den Schalom und jagen ihm nach im neuen Jahr. In unserer Kirche, der Lippischen Landeskirche, haben wir eine Karte entworfen, auf der nicht mehr als Schalom zu lesen ist in allen Sprachen unserer Partnerkirchen in der Welt. Als Kirche sind wir verbunden, leben wir in einem weltweiten Netzwerk. Eigentlich könnten wir so gut Friedensstifter sein in dieser Welt.