KÖLN – Mehr gemeinsame Aktivitäten von evangelischen und katholischen Christen führen zu mehr Veränderung in der Ökumene, meint der Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser. „Je mehr Evangelische ich mag, umso besser für die Ökumene“, so Steinhäuser in einem Podiumsgespräch zum Stand der Ökumene nach dem Reformationsjubiläum 2017 in der katholischen Karl-Rahner-Akademie in Köln. An dem Gespräch nahmen außerdem Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Hannelore Bartscherer, langjährige Vorsitzende des Katholikenausschusses in Köln, und Bernhard Seiger, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Süd, teil.
Weihbischof Steinhäuser zeigte sich insgesamt skeptisch über die Fortschritte. Angesprochen auf den Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt sagte er: „Wir wollen miteinander feiern. Theologische Ergebnisse werden wir da nicht haben.“ Dem widersprach Präses Rekowski: „Die ökumenische Ungeduld ist für uns Pflicht. Wir müssen so viel wie möglich miteinander tun und angemessen reagieren auf das Leben der Christinnen und Christen.“ Rekowski erinnerte sich an einen ökumenischen Gottesdienst im vergangenen Jahr in Essen: „Da gab es für den Satz ,Uns verbindet mehr als uns trennt‘ tosenden Applaus. Es gibt unter den Menschen eine große Sehnsucht nach Einheit.“
Superintendent Bernhard Seiger rief dazu auf, „dem ökumenischen Dialog etwas zuzutrauen und zu schauen, was möglich ist“.
In den Gemeinden spielten die konfessionellen Unterschiede eigentlich keine Rolle mehr, berichtete Hannelore Bartscherer. Dass katholische und evangelische Christinnen und Christen gemeinsam das Abendmahl feierten, sei Normalität. Welcher Gottesdienst besucht werde, hänge ab von der Atmosphäre, der Musik und der Predigt und nicht von der Konfession des Pfarrers oder der Pfarrerin.
„Das Miteinander der Christen und Christinnen hat sich an der Basis unglaublich entwickelt. Ich vertraue auf das Wirken des Heiligen Geistes, der uns die Kraft gibt, das Trennende zu überwinden“, so Bartscherer.
Weihbischof Steinhäuser kritisierte den Aufwand, der betrieben würde, um die heutige soziale Gestalt von Kirche zu bewahren. „Der Wunsch der Selbstbewahrung ist so groß, dass man alle Energien da reinsteckt“, so Steinhäuser. Präses Rekowski verwies dazu auf den Gegensatz, der in vielen Gemeinden zwischen dem Wunsch zum Aufbruch und dem Festhalten am Alten herrsche. Er verwies auf eine Grundschule in Wuppertal, in der von 53 Schülerinnen und Schülern nur drei eingeschult wurden, die einer christlichen Konfession angehörten. „Da müssen wir auf Biegen und Brechen gemeinsame Sache machen“, so der rheinische Präses.
Im Blick auf die Diskussion um die gemeinsame Eucharistie von konfessionsverschiedenen Ehepartnern sprach Weihbischof Steinhäuser von „katholischem Imperialismus“, der den Evangelischen das katholische Theorieverständnis aufdrängen wolle. Hannelore Bartscherer wollte die Dinge nicht immer „so hoch hängen“: „Viele in den Gemeinden machen einfach, was sie in der Ökumene für richtig halten. Gut so.“
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Gemeinsam auf Biegen und Brechen
Ungeduld war das hervorstechende Merkmal einer Podiumsdiskussion in Köln über den Stand der Beziehungen von katholischer und evangelischer Kirche
