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Geiger Christian Tetzlaff legt Trump Musik von Beethoven ans Herz

US-Präsident Donald Trump und klassische Musik – das mag manch einer nur schwer miteinander in Einklang zu bringen. Aber Geiger Christian Tetzlaff hätte – zumindest theoretisch – einige Vorschläge.

Christian Tetzlaff (58), Violinist, würde US-Präsident Donald Trump und seiner Regierung Musik von Ludwig van Beethoven ans Herz legen. Der Komponist habe sich in besonderer Weise stark gemacht für individuelle Freiheit und “dafür, Dinge sagen zu dürfen, die gesellschaftlich nicht konform sind”, begründete der Musiker in einem Interview der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” seine Wahl. “Wenn jemand wie Beethoven heute seine Musik mit seinen politischen Konnotationen schreiben würde, dann wäre er sofort arbeitslos in Amerika.”

Beispielhaft nannte Tetzlaff die “Eroica”, die Beethoven ursprünglich Napoleon gewidmet hatte, den er als Kämpfer für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit angesehen habe. “Dann krönte sich Napoleon zum Kaiser und fing an, autokratisch zu regieren, woraufhin Beethoven seine Widmung aus dem Titelblatt kratzte.” Diese Vorgeschichte gehöre bei Aufführungen der “Eroica” in den USA gerade jetzt zwingend ins Programmheft, so der Geiger.

Bei Beethovens Neunter böte sich mit Blick auf die berühmte Vokalzeile “Alle Menschen werden Brüder” ein kleiner dramaturgischer Kniff an, sagte Tetzlaff. “In Amerika könnte man die Sinfonie im Moment eigentlich nur aufführen, wenn man den Text ändert in: Alle weißen Männer werden Brüder. Das würde vielleicht einen Diskurs auslösen. Und das wäre wichtig.”

Zugleich räumte der Violinist mit Blick auf seine Musikauswahl für Trump ein, es handle sich um ein reines Gedankenspiel. “Denn wer für Worte und Ideen der Gleichheit und Schönheit und Freundlichkeit überhaupt nicht empfänglich ist, wird durch das abstraktere Medium der Musik wahrscheinlich auch nicht angesprochen.”

Als Solist und als Mitglied des Tetzlaff Quartetts absolviert Christian Tetzlaff pro Jahr rund 100 Konzerte. Unlängst sagte der Musiker aus Protest gegen Trump alle seine Konzerte in den USA ab. Bereits seit längerer Zeit tritt er nicht mehr in Russland und China auf.