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Gegen wachsende Sprachbarrieren am Rhein

Die Leiterin der grenzüberschreitenden deutsch-französischen Volkshochschule im elsässischen Wissembourg, Annette Striebig-Weissenburger, hat dazu aufgerufen, vermehrt die Sprache des Nachbarn zu erlernen. Die Sprachbarrieren zwischen Deutschen und Franzosen wüchsen in der Grenzregion am Rhein an und erschwerten das Miteinander, sagte Striebig-Weissenburger in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die gemeinnützige Volkshochschule, eine Initiative deutscher und französischer Volkshochschulen im sogenannten Pamina-Raum (Südpfalz, Baden und Nordelsass), wird 50 Jahre alt.

Immer weniger Kinder und Jugendliche erlernten an den Schulen Deutsch oder Französisch als Fremdsprache, beklagte Striebig-Weissenburger. Deshalb gelte es, neben Sprachkursen auch Partnerschaften zwischen Schulen und Kindertagesstätten sowie den Austausch der Menschen allgemein zu fördern: „Mein Wunsch wäre, dass alle zweisprachig sind.“ Die Volkshochschule bietet für die historisch eng verwachsene Grenzregion mit ihren 1,6 Millionen Einwohnern zahlreiche zweisprachige Angebote wie Sprachkurse, Exkursionen oder Veranstaltungen zu Kunst und Kultur an.

Um das Miteinander von Deutschen und Franzosen zu fördern, die sich jahrhundertelang in einer vermeintlichen „Erbfeindschaft“ bekriegten, seien neue Impulse für die zahlreichen Städtepartnerschaften nötig, sagte Striebig-Weissenburger. So habe die Pamina-Volkshochschule im Mai für die Stadt Ettlingen eine Bürgerreise nach Epernay in der Champagne anlässlich der 70-jährigen Partnerschaft organisiert. Die Geschäftsstelle in Wissembourg verfügt über zwei Vollzeitstellen, das Programm gestalten freie Mitarbeitende.

Die Corona-Pandemie habe nicht nur zu zeitweisen Grenzschließungen geführt und den Austausch der Menschen behindert, beklagte die VHS-Leiterin. Auch die Teilnehmerzahlen der von einem Förderverein unterstützten Einrichtung der Erwachsenenbildung seien von jährlich rund 2.000 auf voraussichtlich 1.300 bis zum Jahresende zurückgegangen. Hinzu komme aufgrund der Energiekrise eine 40-prozentige Kostensteigerung für Fahrten, etwa zur Bundesgartenschau nach Mannheim.

Durch das VHS-Programm würden vor allem Menschen ab 30 Jahren erreicht, die etwa zu gleichen Teilen aus den drei Pamina-Regionen kämen, sagte Striebig-Weissenburger. Besonders beliebt seien neben Sprachkursen Aktivitäten wie Weinbergwanderungen oder Kochkurse. Die Arbeit der deutsch-französischen Volkshochschule wird finanziell von den Ländern Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg sowie der Région Alsace und dem Département Bas-Rhin gefördert.